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ÜBERGRIFFE IM KOSOVO SIND FOLGEN EINER UNENTSCHIEDENEN UN-POLITIKKFOR zwischen den Fronten

Eine 16-jähriger Junge ist tot, sein 14-jähriger Bruder und vier weitere albanische Jugendliche wurden schwer verletzt. Mit Handgranaten und Bomben hatten serbische Extremisten die Albaner provoziert – und damit die jüngsten Demonstrationen der albanischen Seite ausgelöst. Auf beiden Seiten des Flusses Ibar, der die Stadt Kosowska-Mitrovica teilt, zeigt sich der Hass der Bevölkerungsgruppen, die beide das Kosovo für sich allein beanspruchen. Das Kosovo ist weit davon entfernt, sich, wie von der internationalen Gemeinschaft gefordert, zu einer multikulturellen Gesellschaft zu entwickeln.

Eine neue Stufe der Eskalation ist erreicht: KFOR-Soldaten wurden bei den Demonstrationen verletzt. Wenn die Albaner in den ehemals als Befreier gefeierten Nato-Soldaten jetzt nur „Komplizen des serbischen Hegemonieanspruchs“ sehen wollen, ist das in der Tat ein Paradigmenwechsel.

Mit der UN-Resolution 1.244 wurde eine Quadratur des Kreises versucht: Das Kosovo sollte Teil Serbiens bleiben, zugleich sollte aber eine demokratische Entwicklung im Kosovo eingeleitet und die Menschenrechte aller Volksgruppen geschützt werden. Das konnte nicht funktionieren – das hätte eine strikte Neutralität der KFOR erfordert. In Kosovska-Mitrovica haben die Albaner aber seit Einrücken der französischen KFOR-Truppen im Juni 1999 reichlich Gründe, an der Unparteilichkeit zu zweifeln. Die Politik der UN-Mission war schon vor dem Sturz von Milošević von der Hoffnung getragen, das Kosovo in Fall von dessen Abgang wieder in Jugoslawien integrieren zu können. Hinzu kommt, dass nach den erfolgreichen Kommunalwahlen die allgemeinen Wahlen zu einem Parlament für das Kosovo erneut verschoben wurden, dass es noch immer keine von Belgrad unabhängigen Telefonanschlüsse gibt, dass die Besitzverhältnisse an Häusern und Grundstücken als ungeklärt ausgegeben werden und in der Folge die Wirtschaft nicht auf die Beine kommt. Das hat unter den Albanern Misstrauen gesät, es hat auf ihrer Seite auch Gegenwehr geschaffen.

Die KFOR-Soldaten müssen jetzt den Kopf für eine Politik hinhalten, die in ihrer Unentschiedenheit nur den Extremisten beider Seiten weitergeholfen hat. An der entscheidenden Warnung fehlte es nicht: Wer eine friedliche Entwicklung will, der darf den Status des Kosovo nicht offen lassen.

Die Ambivalenz kann auch an anderen Brennpunkten unübersehbare Folgen haben: Im Wissen um die Unentschiedenheit der internationalen Gemeinschaft hat Serbiens Ministerpräsident Djindjić mit dem Einsatz der jugoslawischen Armee in Südserbien gedroht. Sollte das geschehen, dann könnte keiner die weitere Entwicklung kontrollieren. Auch nicht die KFOR. ERICH RATHFELDER

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