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Archiv-Artikel

ÜBERALL HINDERNISSE George Doubleyou

„Meine Freundin ist entführt, meine Frau sowieso“, sagt George

Beim Durcharbeiten von Einkaufaktuell klingelt die Nachbarin. Ob man nicht die im Flur verstreuten Schuhe auf einem Regal vergesellschaften wolle? Dagegen ist nichts zu sagen, da die Nachbarin die Regalbesorgung selbst vornehmen will. „Ich habe da noch was von Ikea im Keller stehen.“

Rückkehr zu Einkaufaktuell, wo „Zwei Tage Goldenes Prag für 49 € p.P.“ angeboten werden. Die Lektüre währt nicht lange, es tönt das Telefon. „Masokowski mein Name, von Kabel Deutschland, Sie sind im Bilde?“ Verneinung, da das letzte Mal vor zwei Wochen ferngeschaut. „Das tut nichts zur Sache. Ihre Nachbarin will Sie für einen gemeinschaftlich geteilten Kabelanschluss werben. Darf ich mich nach dem Stand der Dinge erkundigen?“ Rapport, dass in der Angelegenheit kein Stand der Dinge zu vermelden sei, allerdings in Bälde ein kollektiv organisiertes Schuhregal im Hausflur. „Ah, gute Idee. Ihnen noch einen schönen Tag“, sagt Masokowski.

Dritter Anlauf bei Einkaufaktuell. Zweisam-Erlebnisgel verspricht Nachhaltigkeit, an Brennnessel-Spargel-Kapseln scheint „der Körper ab 50 Jahren“ nicht vorbeizukommen. Die Katze miaut; Aloe-Vera-Happen sind laut Print-Info im Netz für 19 Cents käuflich. Später reingehen. Jetzt rausgehen und laufen.

Auf der Baerwaldbrücke steht „Gestatten, George Doubleyou“, mit bürgerlichem Namen Georg Wolfgang. „Früher hab ich gern Leichtathletik gemacht. Mit Fußballspielen hatte ich es nicht so. Immer dieses Toreschießen.“ Er nimmt einen zierlichen Schluck vom mitgeführten Roséwein, zwei Liter lieblich. „Man verliert ja alles. Meine Freundin ist entführt, meine Frau sowieso, und meine Tochter ist Politikwissenschaftlerin in den USA. Da kommt nicht mehr viel.“

Beim Nachhauselaufen ein abrupter Stopp. Das flinke Queren wird von einem straff gespannten Abschleppseil behindert. HARRIET WOLFF