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■ Udrüs wahre KolummneOb er satisfaktionsfähig ist?

In diesen Tagen, da der Weihnachtsmann seine EinkäuferInnen auf die Piste schickt, meldet sich als potentieller Lieferant auch das Grünkernmagazin „Schrot & Korn“ mit sanfter Bienenwachs-Stimme zu Gehör und offeriert in jedem besseren Naturkostladen „Songs of Love, Peace & Protest“ mit den rührenden Worten: „Wir wußten, was wir nicht wollten. Die Welt zu lassen, wie sie war: Erstarrt. Kalter Krieg. Gierig. Lieblos . . . Der erste Schritt für eine bessere Welt waren unsere Songs. Wild. Traurig. Liebevoll. Zornig. Politisch. Optimistisch. Aus den Impulsen, die uns diese Zeit und ihre Songs gaben, entstand vor 20 Jahren die Naturkostbewegung.“ Das muß natürlich gefeiert werden. Mit Schrot & Korn und We shall overcome und San Francisco und Suzanne. Mit einem Zehner ist mannFrau dabei! Eiapopeia, wer klopft da auf Stroh?!

Während jeder anständige Weihnachtsmann zwischen Söge und Obernstraße derzeit Gereimtes und Gesungenes aus Kindermund für schätzweise 14 Mark Stundenlohn mit professioneller Freundlichkeit entgegennimmt, lungern an den innerbremischen Parkhäusern Vertreter dieser Zunft herum, die nichts zu bieten haben als Infos für den ruhenden Verkehr. Das gefällt dem Autofeind, lehrt es doch den Nachwuchs beizeiten, daß der private Automobilismus höchst unerquicklich ist. Eine besonders clevere 6-jährige schleuderte denn auch einem solchen Pseudo-Weihnachtsmann voller Verachtung die Worte entgegen:“Du stehst ja hier nur saublöde rum!“

Unter dem bildschönen Titel „Pariser statt Schampus“ würdigte der wahre Kolumnist am 18. August dieses Jahres (5 Tage nach der 24. Wiederkehr der Grundsteinlegung der Berliner Mauer) den Leiter der Ausländerbehörde des kleinsten deutschen Bundeslandes. Der fühlte sich auftragsgemäß in der öffentlichen Meinung herabgewürdigt, wandte sich hilfesuchend an Mama Justitia und die will jetzt einen Tausender haben, um des Trappmanns verlorene Ehre wiederherzustellen. Soweit, so übel und werden wir zu gegebener Zeit die Sammelbüchse schwenken. Einstweilen aber gilt: „Bezahlt wird nicht!“ und wollen wir mal in der Hauptverhandlung prüfen, ob der Kerl überhaupt satisfaktionsfähig ist. Als Geste des guten Willens bieten wir an, den Tausi an so verdienstvolle Projekte wie BAMBULE oder die ANTIRASSISMUS-Gruppe zu überweisen. Der Weihnachtsfriede geht mir über alles!

Ulrich Reineking etc.

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