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USA suchen Bonner Uran

US-Regierung beklagt Handelspraktiken mit Kernbrennstoffen / Sitzung in Brüssel und Bonn  ■  Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Die US-Regierung ist über den bundesdeutschen Umgang mit atomarem Spaltmaterial erneut tief beunruhigt. Es geht um schwachangereichertes Uran aus der „strategischen Brennstoff -Reserve“ der Bundesregierung, das unter Verletzung von Verträgen auf den US-Markt geflossen sein soll. Hochrangige US-Beamte nehmen deswegen heute Vertreter der Euratom -Versorgungsagentur in Brüssel ins Gebet; am Donnerstag folgt ein Gespräch in Bonn, bei dem das Forschungsministerium die Vorwürfe der Amerikaner entkräften will.

In erster Linie dreht sich die deutsch-amerikanische Verstimmung ums Geld, um Handelsinteressen auf dem internationalen Uranmarkt. Unter Nukem-Verwaltung lagern in Hanau 430 Tonnen schwachangereichertes Uran. Der Reaktor -Brennstoff wurde in den siebziger Jahren von der Bundesregierung in den USA als Reserve für den Krisenfall angekauft. Wenig bekannt ist, daß diese Urankäufe auch der Erfüllung des deutsch-amerikanischen „Devisenausgleich -Abkommens“ dienten: Zum „Ausgleich“ für die teure US -Truppenstationierung in der BRD flossen deutsche Staatsaufträge in die USA. Das so gekaufte Uran unterliegt bis heute der vertraglichen Verpflichtung, daß es nicht in Konkurrenz zu US-Interessen wieder auf den Markt fließen darf. Durch eine Veröffentlichung des amerikanischen Atom -Fachblatts 'Nuclear Fuel‘ kam jetzt ans Licht, daß das State Fortsetzung auf Seite 2

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Department eine offizielle Untersuchung eingeleitet hat. Damit soll geklärt werden, ob das deutsche Reserve-Uran vertragswidrig zu Dumping-Preisen auf dem US-Markt angeboten wurde. Zumindest eine Transaktion wollte das Bonner Forschungsministerium gestern gegenüber der taz nicht mehr bestreiten: 1986 verkaufte die Essener STEAG im Auftrag der Bundesregierung und genehmigt von der Euratom 38 Tonnen Uran aus der strategischen Reserve an ein amerikanisches Energie -Unternehmen. Als Ersatz floß in der Sowjetunion angereichertes Uran in das Hanauer Reserve-Lager. Ob dieser Stoff, wie „Nuclear Fuel“ unter Berufung auf US-Quellen schreibt, ursprünglich aus Südafrika stammte, weiß der für die Kontrolle zuständige Referent des Ministeriums, Peter Randl, nicht. Zweck dieses Verkaufs, so Randl, sei nicht etwa der „kleine Gewinn“ gewesen, den die STEAG dabei machte, sondern die US-Zulassung für die Behälter, in denen das Reserve-Uran lagere, sei abgelaufen. Durch den Verkauf habe man die neuen Behälter kostenlos bekommen. Ob die Transaktion eine Vertragsverletzung war, sei „nicht ganz geklärt“.

Darüber hinausgehende US-Vorwürfe weisen Ministerium und STEAG weit von sich: Das Essener Unternehmen habe, so schreibt „Nuclear Fuel“, auch noch in diesem Jahr Billig -Uran in den USA angeboten, das indirekt aus der Reserve der Bundesregierung stammen soll. Durch „swaps“ (Austausch der Herkunftsbezeichnung des Urans) zwischen dem Regierungs-Uran und einer unverfänglichen Uranmenge bei einem anderen deutschen Unternehmen wäre dabei die eigentliche Herkunft verschleiert worden.

Bei den Gesprächen in dieser Woche ist also einiges zu klären: Versucht die Bundesregierung, ihre „strategische Reserve“, die heute anders als in den siebziger Jahren nicht mehr in diesem Umfang für notwendig erachtet wird, auf Umwegen loszuwerden? Wird über das regierungskontrollierte Lager in Hanau anrüchiges Südafrika-Uran „gewaschen“? Ohne Wissen Bonns passiert in dem Hanauer Lager nichts, meinte gestern ein Nukem-Sprecher. Vertreter der Skandal-Firma sollen das Forschungsministerium aber „über geplante Swaps“ unterrichtet haben, schreibt „Nuclear Fuel“. Alles in allem eine dunkle Angelegenheit für den Bonner Atomuntersuchungsausschuß.

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