piwik no script img

US-Pleitestaat KalifornienSchwarzenegger erklärt Finanznotstand

In Kaliforniens Etat klafft eine Lücke von 26 Milliarden Dollar. Nun will Schwarzeneggerdie Finanzkrise für sozialen Kahlschlag nutzen.

Nicht Schwarzeneggers Ansicht: Gewerkschafter protestieren gegen Privatisierungen vor dem kalifornischen Parlament in Sacramento. Bild: reuters

WASHINGTON taz | Etwas ist faul im Staate Kalifornien: Im Kampf gegen das Haushaltsloch hat Gouverneur Arnold Schwarzenegger am Mittwoch den finanziellen Notstand ausgerufen. Dies war notwendig geworden, nachdem sich die Abgeordneten des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates nicht rechtzeitig zum Beginn des neuen Finanzjahres am 1. Juli auf einen Haushalt einigen konnten.

Hintergrund ist der ideologische Streit, wie der stets klamme Sonnenstaat aus der Krise zu bugsieren ist, die ihm der Kollaps des US-Immobilienmarktes und die damit einhergehenden drastischen Steuerausfälle beschert. Auch andere Bundesstaaten bekamen Probleme, konnten aber meist mit provisorischen Maßnahmen und Notbudgets ihre Regierung arbeitsfähig halten.

Nicht so Kalifornien. Dort will Schwarzenegger mit dem Notstand die Abgeordneten zwingen, das Haushaltsloch von 26,3 Milliarden Dollar bis Mitte 2010 zu stopfen. Zwar sind sich die Abgeordneten beider Parteien einig, dass Ausgaben gesenkt werden müssten. Die oppositionellen Demokraten, welche die Mehrheit stellen, sprechen sich für eine dauerhafte Einnahmenerhöhung aus. Ihnen fehlten jedoch die notwendigen Stimmen, um ihre Vorschläge auch durchzubringen. Schwarzenegger und die Republikaner lehnen Steuererhöhungen strikt ab. Der Gouverneur drängt auf milliardenschwere Einsparungen vor allem bei Gesundheit, Bildung und Soziales, was wiederrum die Demokraten ablehnen.

Mit der Notstandsregelung kann die Regierung in der Hauptstadt Sacramento vorläufig alle Zahlungen an lokale Behörden und Vertragspartner aussetzen. Auch Studenten und Rentner müssen damit rechnen, ihre Staatshilfen im Juli in sogenannten IOU-Schuldscheinen (für "I Owe You" - Ich schulde dir) ausgezahlt zu bekommen. Für den Monat Juli, für den der Staat allein drei Milliarden Dollar benötigt, ordnete Schwarzenegger unbezahlten Zwangsurlaub für über 200.000 Staatsangestellte an. Drei Tage sollen sie weniger arbeiten und dafür auch keinen Lohn erhalten. Zuletzt griff der Küstenstaat vor 17 Jahren zu solchen Mitteln. Damals mussten sogar Gesundheitsdienste ihre Arbeit einschränken.

Die republikanische Strategie, alles vor die Wand laufen zu lassen, sei "der verantwortungsloseste Akt, den ich in meinen 15 Jahren Politikkarriere je gesehen habe", wütete der demokratische Senator und Parlamentspräsident Darell Steinberg. Er beschreibt das Showdown in Sacramento als Absprache der Minderheitenpartei mit ihrem Gouverneur. Der zeigt sich unbeeindruckt. Er verwies darauf, dass Kalifornien "viel besser dasteht als die USA".

Schwarzenegger hat Erfahrung mit Notständen. Im Dezember rief er einen aus. Davor verhängte er einen wegen Buschbränden und Dürren. Das Weiße Haus erklärte, die Regierung verfolge die Lage in Kalifornien genau, Obama habe bisher aber keine Hilfe angeboten. Budgetrangeleien stehen in Kalifornien jährlich auf der Tagesordnung. Steuerausfälle, hohe Arbeitslosigkeit und eine drastische verschlechterte Wirtschaftslage machen diesmal alles schlimmer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • M
    määääähhhh!

    @ Philipp

     

    Ist doch alles bloß noch eine Sauce, gesteuert vom Großkapital. So wirklich guter investigativer Journalismus ist doch out. Wird doch nur noch nachgesabbert und geblabbert. Hauptsache die eigenen Besitzstände werden gewahrt.

  • M
    Morlok

    Den Bundesstaaten ist es verboten Schulden zu machen.

    Folglich muss das Loch gestopft werden.

    Was schwierig ist, wenn man für Steuererhöhungen

    in Californien eine 2/3 Mehrheit braucht.

  • N
    Norman

    Ich dachte immer sowas Stünde direkt nach dem Ortsnamen (Washington). Da steht taz. Auch die Suchfuntion bringt nicht "dpa" hoch. Werd mir nochmal ansehen ob ich es in der Printausgabe finde.

    Ist aber auch noch früh, vielleicht find ichs ja mit Kaffee.

  • M
    Martin

    Kalifornien hat 36 Millionen Einwohner, also knapp halb so viele wie Deutschland. Umgerechnet 19 Milliarden Euro Haushaltsloch sollen dort die Pleite bedeuten? Wir wären froh, wenn wir nur ein Loch von entsprechend 40 Milliarden Euro hätten. Wir haben mehr als das doppelte dieses Jahr. Und dann sind da noch die 1600 Milliarden Gesamtschulden. Wer kann erklären, warum Kalifornien bei so einem kleinem Betrag schon pleite ist? Dürfen die keine Schulden machen wie wir? Seltsam, was den Staat entgeht haben die da drüben wohl die strengeren Finanzregeln.

  • P
    Philipp

    Der Text steht in weiten Passagen wortgleich auf spiegelonline. Schreibt da jemand ab?

    ***Anm. d. Redaktion: Der Text stammt aus der gleichen Quelle (Nachrichtenagentur dpa) und ist auch entsprechend gekennzeichnet. Die Deutsche Presse-Agentur ist ausschließlich im Besitz von Medienunternehmen und versorgt eine Vielzahl tagesaktueller Medien mit Nachrichten, unter anderem eben auch taz.de und spiegelonline.