US-Navy-Kommandeur Honors gefeuert: Skandalfilmchen vom Flugzeugträger
Schwulenwitze und Erotikspiele unter der Dusche – ein US-Navy-Kommandeur drehte diskriminierende Videoclips. Deswegen wurde er jetzt entlassen.
WASHINGTON taz | Er heißt zwar Honors, aber des Captains Bordfilme fand das Pentagon unehrenhaft: Schwulenwitze und Masturbations-Gags, als weibliche Matrosen verkleidete Soldaten bei Erotikspielen unter der Dusche. Und immer wieder das F...-Wort.
Was anmutet wie das Produkt überdrehter Pubertierender, hat der Kommandant des längsten Kriegsschiffes der Welt durchaus mit ernster Absicht im Hinterkopf produziert: Captain Owen Honors, bis Dienstag Chef des US-Flugzeugträgers "USS Enterprise", wollte mit seinen Selbstgedrehten auf langen Reisen die Crew bei Laune halten. Als die schwulen- und frauenfeindlichen Filmchen ins Internet gelangten, ging der Kapitän baden. Das Militär feuerte Honors am Dienstag wegen schlechter Führung.
Die Videos, in denen der Kapitän zum Anchorman wird, waren zwischen 2006 und 2007 gedreht worden und ausschließlich für das Kino der 6000 Soldaten an Bord bestimmt. Crewmitglieder machen darin diskriminierende Witze, simulieren das Masturbieren oder tun so als hätten sie Sex.
Als er sich zum Filmemacher wurde, war Honors noch Vizekommandant des Flugzeugträgers, der für die Kriege im Irak und in Afghanistan im Einsatz war. Die Clips wurden nach Berichten der Washington Post wöchentlich zur Belustigung der Mannschaft gezeigt. Schon damals habe es viele Beschwerden darüber gegeben. Der Effekt sei lediglich gewesen, dass Honors die Kritiker in den darauf folgenden Videos verspottet habe.
Empfohlener externer Inhalt
Die Marine bescheinigte dem Hobbyfilmer am Dienstag "einen profunden Mangel an Urteilsvermögen und Professionalität". Er habe mit den Filmen seine Glaubwürdigkeit beschädigt und die Navy habe ihr Vertrauen in den Kommandanten verloren.
Der Skandal erschüttert die US-Armee knapp zwei Wochen, nachdem Präsident Barack Obama ein diskriminierendes Homo-Gesetz gekippt hat. Das "Don't ask don't tell" (Frag nicht, sag nichts)-Gesetz hatte es Schwulen und Lesben zwar erlaubt, in der Armee zu dienen. Outen durften sie sich aber nicht. Bis die neuen Regeln tatsächlich in Kraft treten, kann es aber noch dauern. Erst wenn das Militär erklärt, dass alle strukturellen Voraussetzungen geschaffen seien, müssen US-Soldaten ihre sexuelle Orientierung nicht länger verheimlichen. Obwohl ausdrücklich vom Pentagon befürwortet, gibt es unter den Republikanern zahlreiche Gegner dieser Reform.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links