piwik no script img

US-ImmobilienkriseNotfallplan für Fannie und Freddy

Die US-Regierung bereitet sich auf die Rettung der großen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac vor.

Notfallplan soll FannieMae retten. Der Hauptsitz des Immobilienfinanzierers ist in Washington. Bild: reuters

BERLIN taz Wer glaubte, die Immobilienkrise in den USA sei vorbei, hat sich zu früh gefreut. Die US-Regierung sieht sich zur Vorbereitung einer Rettungsaktion für zwei der größten Immobilienfinanzierer der Welt, Fannie Mae und Freddie Mac, gezwungen. Sie will damit eine Vertrauenskrise unterbinden. Gerüchte über einen möglichen Zusammenbruch der beiden Unternehmen waren aufgeflammt, nachdem ein Zentralbankgouverneur sie in einem Interview als praktisch insolvent bezeichnet hatte.

Es handelt sich bei den beiden um private Konzerne, die im Auftrag des Staates Immobilienkredite von Hypothekenbanken aufkaufen, bündeln und an institutionelle Investoren weiterverkaufen. Die Hypothekenbanken erhalten dadurch Cash und können so günstig weitere Baudarlehen vergeben. Fannie Mae und Freddie Mac trugen also zum US-Immobilienboom kräftig bei. Sie halten oder garantieren drei Viertel aller Hypotheken für Einfamilienhäuser in den USA. In anderen Worten: Sie sind einfach zu groß, um sie in Konkurs gehen zu lassen - "too big to fail" nennt man das in den USA. Nun sollen sie nach Informationen der New York Times möglicherweise sogar vom Staat übernommen werden, um sie zu retten.

Die Börsianer reagierten entsetzt. Sie nahmen die Vorbereitung eines Notfallplans als Eingeständnis, dass die Lage wirklich so dramatisch ist wie befürchtet. Die Aktienkurse von Fannie Mae und Freddie Mac stürzten um zeitweilig ein Drittel ab. Dass auch die viertgrößte US-Bank Wachovia vor einem Quartalsverlust von bis zu 2,8 Milliarden Dollar warnte, schürte die Sorgen weiter, dass die Finanzmarktkrise nicht ausgestanden ist. Weltweit sanken die Aktienkurse, allen voran die Finanzwerte.

Ohne Fannie Mae und Freddie Mac wären die Hypothekenzinsen in den USA wohl wesentlich höher. Das wiederum würde die Immobilienkrise noch weiter verschlimmern. Die zuständige Aufsichtsbehörde beeilte sich daher, mitzuteilen, dass die Institute genug Kapital hätten, um weiterzuarbeiten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain mischte sich ein: Die USA würden einen Zusammenbruch der Hypothekenfinanzierer nicht zulassen. Das beruhigte den Markt aber nur wenig. Auf elf Milliarden Dollar summieren sich die Verluste, die Fannie und Freddie seit Ausbruch der Finanzkrise im letzten Sommer anhäuften. Und Anfang der Woche war die Investmentbank Lehmen Brothers zu dem Schluss gekommen, dass die beiden Konzerne dringenden Kapitalbedarf in Höhe von zusammen 75 Milliarden Dollar hätten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!