US-Gouverneur traf Huren: "Fest der Schadenfreude"
In den USA noch immer ein Riesenskandal: Ein US-Gouverneur und ehemaliger Generalstaatsanwalt traf Prostituierte. Er galt als Kämpfer gegen Korruption und als "Kreuzritter des Jahres".
NEW YORK ap/rtr Der Gouverneur des US-Staats New York, Eliot Spitzer, war Berichten zufolge Kunde eines Prostituiertenrings. Spitzer räumte nach einem entsprechenden Medienbericht am Montagabend ein Fehlverhalten ein und entschuldigte sich öffentlich bei seiner Familie. Zu den zugrundeliegenden Vorwürfen in der New York Times äußerte sich der 48-Jährige nicht direkt. Nach Insiderinformationen belegen abgehörte Telefongespräche die Vorwürfe gegen den demokratischen Politiker Spitzer.
Er habe die Verpflichtungen gegenüber seiner Familie verletzt und sei seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden, erklärte Spitzer auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. "Ich muss nun einige Zeit aufwenden, um das Vertrauen meiner Familie wiederzuerlangen", sagte der Demokrat im Beisein seiner Frau.
Die New York Times hatte zuvor berichtet, Spitzer habe gegenüber Beratern den Kontakt zu dem exklusiven Prostituiertenring eingeräumt. Wie aus Behördenkreisen durchsickerte, wird der Gouverneur in Gerichtsdokumenten als "Kunde 9" aufgeführt und soll sich im Februar mit mindestens einer Frau in einem Hotel in Washington getroffen haben. Die Telefongespräche seien im Rahmen von Ermittlungen abgehört worden, die bereits vor mehreren Monaten begonnen hätten, sagte ein Gewährsmann.
In der vergangenen Woche waren in New York vier Verdächtige festgenommen worden, die Verbindungen zum Prostituiertengeschäft haben sollen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vermittelte der Emperors Club VIP mehr als 50 Prostituierte in New York, Washington, Los Angeles, Miami, London und Paris an wohlhabende Kunden. Für die teuerste "Begleitung" würden Kosten von 5.500 Dollar pro Stunde berechnet, hieß es.
Spitzer wurde 2006 zum Gouverneur von New York gewählt. Zuvor war er in dem Staat Generalstaatsanwalt und war dabei 2004 an den Ermittlungen gegen einen Escort-Service in New York beteiligt, die zur Festnahme von 18 Verdächtigen führten.
Zudem war Spitzer maßgeblich an zahlreichen Verfahren gegen Finanzinstitute beteiligt. "Machen Sie sich auf ein Fest der Schadenfreude an der Wall Street gefasst" sagte Barry Ritholtz von Fusion IQ. Sein Kollege Tom Schrader von Stifel Nicolaus Capital Markets stimmt dem zu. "Er ist an der Wall Street nicht sehr beliebt." Das Magazin Time bezeichnete ihn dagegen während seiner Zeit als Generalstaatsanwalt als "Kreuzritter des Jahres".
Der republikanische Abgeordnete James Tedisco forderte Spitzer zum sofortigen Rücktritt auf. Spitzer habe seinem Amt und dem gesamten Staat New York Schande bereitet, sagte Tedisco. Weil er die Anschuldigungen nicht eindeutig dementiere, gebe es nur "eine unvermeidliche Schlussfolgerung".
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