■ URDRÜ'S WAHRE KOLUMNE: Eßt mehr Regenwürmer!
Manche Menschen mag man wohl um ihren Namen beneiden. So heißt der Außenminister der CSFR Jiri Dienstbier, und das belegt denn doch, daß das Schöne und Gute auch in der Politik noch Platz hat: Einen schönen Frühlingsanfang Ihnen allen!
Die größte offene Psychiatrie ist immer noch die Autobahn. Wenn das mit Tempo 13O oder gar 1OO ernst werden sollte, wird sich das Hauptgesundheitsamt rechtzeitig um Therapieplätze für die Benzin-Junkies kümmern müssen – auf die Warteliste setzen wir einstweilen schon mal das Autovisions-Schirmherrchen Claus Jäger. Selbst hoffnungslose Fälle sind unserer Fürsorge wert.
Doitsche Fahrer kann man bei Bremens Taxizentralen als „problemlose Dienstleistung“ bestellen. Und am Ende kommt dann so ein Kaputtnick wie jener Kunstlederjackenträger aus treudeutscher Baureihe, der mich gestern kutschierte und angesichts eines am Straßenrand torkelnden Drogenkranken muffelte „Wenn die Typen nicht alle Aids hätten, würd ich den mal auf den Kühler nehmen.“ Wünsche allzeit guten Stau!
Übrigens: Den netten Helga Trüpel-Vorschlag, künstig demonstrativ ausländische KutscherInnen zu ordern, will ich an dieser Stelle nochmals ins kollektive Gedächtnis aller Wohlmeinenden rufen...
Eine angemessene Abbildung der komplexen Wirklichkeit gelingt der Telekom in einer Kundeninformation mit diesem Satz: „Bitte haben Sie dafür Verständnis, wenn bei untereinander in Grundschrift aufgeführten Einträgen mit demselben Suchwort nach dem ersten ausgeschriebenen Eintrag das Suchwort in den folgenden Einträgen durch einen waagerechten Strich als Wiederholungszeichen ersetzt wird.“ Hieße der Autor James Joyce – es gäbe zu diesem Sätzchen 12 Bände Sekundärliteratur.
Wo die Junge Union pressemitteilt, rülpst das Alte Gymnasium und Kippenberg macht Bäuerchen. Unter gröblicher Mißachtung aller Rechtschreib-Regeln und im schönsten Onkel-Bräsig-Stil berichtet die JU Mitte-Westen von der Jahreshauptversammlung und fordert einen Polizeiposten an der Sielwallkreuzung, „um die anachieähnlichen Zustände zu beseitigen.“ Was, fragt man sich, wissen diese Schnösel vom heißen Herzen eines Durrutti oder vom coolen Charme eines Max Stirner? Und nebenbei:Am Sielwall geschieht Marktwirtschaft im Branchen-Mix, you know?
Joints ins Klassenzimmer wünschen sich die Bremer Jungdemokraten als Beitrag zum Aufbau einer gesunden, gemeinschaftsfördernden Haschisch-Kultur am Konsumort Schule. Dem ist energisch zu widersprechen: Kiffen im Lehrplan, das zerstört die natürliche Würde des Dreiblatt-Bastlers und ist ebenso Gaga wie die Forderung „Vögeln statt Turnen“ aus dem Arsenal der Sechziger-Schülerbewegung: Wo Curriculum ist, kann Gaudi nicht sein.
Verboten hat das Bundesverwaltungsgericht den Befehl eines Bundeswehr-Kompaniechefs an seine Jungs, Regenwürmer zu verspeisen. Nicht etwa aus Gründen des Tier- und Naturschutzes, sondern um der lieben Menschenwürde willen rügte das Gericht den Mißbrauch der Befehlsbefugnis. Wir aber setzen lieber auf das alte Sprichwort: „Lieber drei Kröten und zwölf Würmer schlucken, als einen Tag Soldat zu sein!“ Ulrich Reineking-Drügemöller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen