UNVERBREMT: SIMONE SCHNASE ÜBER ENTHÜLLUNGEN AUS HANNOVER : Bremen erstickt!
Vornehm, selbstbewusst und ziemlich pleite“: So beschreibt die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) Bremen – und hat damit zwar nicht Unrecht, aber: Zu lesen war das am vergangenen Wochenende im Rahmen einer sensationellen Seite-eins-Enthüllung: „Bremen erstickt in der Finanznot“. Von „hartem Absturz“ war da die Rede und dem „Ruf nach Fusion mit Niedersachsen“. Was ist denn bloß passiert? Was weiß Hannover, das Bremen noch nicht weiß?
Nun: Gar nichts. Die „aktuellen Daten“, die das Land Bremen dem Stabilitätsrat übermittelt hat und auf denen die HAZ-Enthüllung beruht, stammen von Oktober, eine Regelung zwischen Bund und Ländern für die Tilgung von Altschulden gibt’s noch nicht – und dass Bremens grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert spätestens ab dem Jahr 2020 die Notwendigkeit von Entlastungshilfen für die Altschulden sieht, hat sie unzählige Male gesagt. Nicht nur Anfang Oktober, sondern schon vorher und auch nachher. So zum Beispiel Wochen nach den „aktuellen Daten“, als die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers eine Studie veröffentlicht hat, die ebenfalls besagt, dass es Bremen eher nicht so dolle geht und es ab 2020 ein Problem geben könnte.
Und was ist mit dem Fusions-Ruf? Der kommt von einem Hannoveraner Wirtschaftswissenschaftler namens Stefan Homburg, der zur HAZ sagte: „Es wird Zeit, dass ein Ende der Selbstständigkeit Bremens endlich auf die politische Tagesordnung kommt.“ Kommt sie aber nicht. Die HAZ selbst zitiert Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU): „Wir können uns Bremen nicht leisten.“ Und Bremen will auch nicht.
Trotzdem: Es wird fleißig analysiert, spekuliert und darüber sinniert, was wäre, wenn. Oldenburg zum Beispiel. Das wäre laut HAZ ein Problem. Ja, genau: Oldenburg. Denn „die Bremer sind für die Oldenburger Intimfeinde, deshalb ist vielen Oldenburgern das Bremer Beharren auf ihrer Eigenständigkeit durchaus willkommen.“
Was allerdings unbeantwortet geblieben ist, ist die Frage nach der künftigen Landeshauptstadt, sollten Bremen und Niedersachsen fusionieren. Wir halten uns da vornehm, selbstbewusst und pleite zurück und bauen auf die kommende Wochenend-Ausgabe der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.