: UNTERM STRICH
Zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer hat es sich das Verlagshaus von Axel Springer nicht nehmen lassen, sich selbst als Helden der Geschichte mit einer Skulptur zu feiern. Springer errichtete sein Verlagshochhaus 1959 unmittelbar an der Grenze zum sowjetisch besetzten Sektor Berlins, ein polemisches Architekturstatement. Er hielt, wie der Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker in einer Festrede 50 Jahre nach der Grundsteinlegung betonte, den Glauben an die Wiedervereinigung aufrecht. Um daran zu erinnern, gab die Bild-Zeitung bei dem Bildhauer Stephan Balkenhol eine Skulptur in Auftrag: einen auf einer Mauer balancierenden Mann, umgeben von Teilen der abgebauten Grenzmauer.
Balkenhol gehört mit seinen realistischen Figuren zu den populärsten Bildhauern Deutschlands. Mit 5,70 Meter Höhe setzt die Skulptur ein dominantes Zeichen für Springer an der Straße, an der auch die taz ihr Verlagshaus hat. „Der balancierende Mann auf der Mauer ist einerseits ein Zeichen des Triumphes über das Bauwerk der Teilung. Zugleich erinnert die Skulptur daran, dass der Umgang mit der gewonnenen Freiheit stets etwas Unsicheres, Schwankendes bleibt – ein Balanceakt eben“, sagte Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, zur Enthüllung der Skulptur.