: UNTERM STRICH
Es misst gerade einmal dreieinhalb Zentimeter, erinnert an Aladins Wunderlampe und hätte um ein Haar einen diplomatischen Streit zwischen Deutschland und Irak entfacht: ein altbabylonische Goldfläschchen, das seit fünf Jahren die Gemüter zwischen München und Bagdad erhitzt. Wie gestern bekannt wurde, haben Zollfahnder das Kleinod am Montag aus dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz abgeholt und zu einem Gutachter nach Berlin gebracht, der die Herkunft des umstrittenen Gefäßes klären soll. Das Münchner Auktionshaus Gerhard Hirsch hatte es 2004 als „provinzialisch-römisch“ in seinem Katalog angeboten und für 1.400 Euro versteigert. Bei dieser Gelegenheit war es zum ersten Mal vom Zoll beschlagnahmt worden. Einem ersten Gutachten zufolge ist das Fläschchen 4.500 Jahre alt und stammt wahrscheinlich aus einem geplünderten Königsgrab im Irak. Das Auktionshaus beharrt jedoch auf seinem Besitzanspruch ebenso wie der irakische Staat. Anfang Juli hatte sich der Archäologe Michael Müller-Karpe in einem Brief an Außenminister Frank-Walter Steinmeier gewandt und gewarnt, dem „Ansehen Deutschlands“ würde bei Überstellung des Gefäßes nach München „schwerer Schaden“ entstehen. Die Warnung fand offenbar Gehör.