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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Alle zehn Jahre wieder ist es so weit: In Oberammergau wird nach der Bibel Theater gespielt. Bei Regen und Kälte feierten die Passionsspiele am Samstag ihre Premiere. Rund 4.700 Zuschauer in Winterjacken, Handschuhen und Decken folgten dem Theaterstück über das Leiden und Sterben Christi. Eingefügt sind sogenannte Lebende Bilder, die sich an berühmten Werken der Malerei orientieren. An der mehrstündigen Inszenierung wirken an die 2.500 Laiendarsteller mit. Regisseur Christian Stückl hat versucht, den Text dem heutigen Stand des Wissens über die Bibel als historische Quelle anzupassen und die Passionsspiele von der ideologischen Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten zu befreien. Die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler zeigte sich sehr bewegt. „Die Darsteller spielen mit Passion und ohne jegliches Showelement“, sagte sie nach der Premiere. Bis Oktober sind rund 100 Aufführungen geplant. Erstmals dauern die Passionsspiele bis zum späten Abend, um die Kreuzigung Jesu im Dunkeln zeigen zu können. Der Tod Jesu wird an einem rund 15 Meter hohen Kreuz dargestellt. Das Theaterspiel geht auf ein Gelübde nach einer Pestepidemie im Jahr 1633 zurück. Rund eine halbe Million Besucher wird erwartet, die Hälfte davon aus dem Ausland.