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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Die Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ in Peking wird um ein Begleitprogramm ergänzt, für das die Stiftung Mercator verantwortlich zeichnet. Wie schön für die Stiftung, dass sie den deutschen Botschafter in Peking, Michael Schaefer, auf ihrer Seite weiß, der – trotz der staatlichen Verschleppung des Künstlers Ai Weiwei – keinen Grund sieht, die Ausstellung abzuziehen. Es sei im Gegenteil „im Interesse eines um Aufklärung bemühten Austauschs, den Dialog nicht abbrechen zu lassen, sondern als Teil eines längerfristigen Prozesses zu begreifen, sagte der Botschafter laut Mercator-Pressemitteilung. Die beiden ersten von insgesamt zehn „Salons zur Aufklärung“ in zwei Pekinger Galerien am 9. und 10. April, zu denen zahlreiche chinesische Künstler und Intellektuelle, aber auch Studenten gekommen sind, haben das Interesse seitens der jüngeren Chinesen reflektiert, diesen Diskurs zu führen.“ Er freue sich auf weitere Veranstaltungen, fügte Schaefer hinzu. Ai Weiweis Aufenthaltsort ist weiter unbekannt.

André Müller ist tot. Seine Spezialität waren Interviews, meistens für das Feuilleton der Zeit – aber, muss man gleich hinzusagen, keine Drei-Fragen-drei-Antworten-Interviewsimulationen, sondern ergreifende, entlarvende, anstrengende und beglückende Gespräche, die in Wahrheit manchmal das Ergebnis von wahren Marathonsitzungen zwischen Interviewer und Interviewtem waren, irgendetwas zwischen einem psychoanalytischen Prozess und einem Tauziehen und stets eine Art Geschenk an die Leser. Der Journalist, 1946 geboren, starb am Wochenende in München an Krebs.