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UNTERM STRICH

Ein Kurt-Weill-Liederabend der Sängerin-Chansonette Cora Frost am kleinen Modernen Theater in München ruft das wachsame Auge der in New York ansässigen Kurt-Weill-Foundation auf den Plan. Ihr Mißfallen erregt der Titel der Show Heilige Lotte, hilf! — Aufstieg und Fall des Komponisten Kurt Weill: als szenischer Rahmen dient dem Liederabend der Lebensweg des Komponisten der Dreigroschenoper und seine Begegnung mit der Sängerin Lotte Lenya, die seine Frau wurde und heute noch der Kurt- Weill-Foundation präsidiert. Der juristische Vertreter der Foundation beruft sich in seinem Schreiben u.a. auf eine im Lokalteil einer Münchner Zeitung erschienene Zeitungskritik und schreibt: „Außerdem ist die Darstellung nach den Angaben der 'Süddeutschen Zeitung‘ vom 20.5.1992 frivol, fäkal und banal. Dies war nicht vereinbart worden.“ (!) „Lotte“-Cora Frost darf nun ab dem 16. Juni nicht mehr mit dem Programm auftreten, die Aufführungsrechte wurden ihr entzogen. Sie sieht Weill durch eine zu gefällige Kulturindustrie vereinnahmt — und fühlt sich prompt bestätigt.

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