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UNTERM STRICH

Das Pariser Centre Pompidou zieht Bilanz: Unter dem Motto „Manifeste“ zeigt es seit gestern eine Supershow, an der erstmals alle Abteilungen des Hauses beteiligt sind. Auf insgesamt 7.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden bis zum Herbst 1.369 Exponate gezeigt, die das Kunstgeschehen der vergangenen 30 Jahre in den unterschiedlichsten Disziplinen wie Bildende Kunst, Industriedesign, Architektur und Video repräsentieren. Dazu gehören auch Filme, Vortragsserien und Konzerte sowie literarische und theatralische Zeugnisse. Auch das dem Centre Pompidou angeschlossene Institut zur Erforschung und Koordination von Akustik und Musik (IRCAM) ist an der Ausstellung beteiligt, ebenso das im Centre Pompidou beheimatete Musée National d'Art Moderne, das 300 Gemälde, Plastiken und Installationen aller Stilrichtungen seit Ende der fünfziger Jahre vorstellt: Pop Art, Arte povera, Concept Art oder Fluxus. Das Museum besitzt heute 32.625 Werke, von denen 14.340 seit der Eröffnung des Centre Pompidou vor fünfzehn Jahren angeschafft wurden. „Manifeste“ präsentiert erstmals auch die neue Design- und Architektursammlung des Zentrums. Sie umfaßt so unterschiedliche Objekte wie ein „Mirage“-Jagdflugzeug aus dem Jahr 1964, Sessel von Joe Colombo oder eine Moulinex-Kaffeemühle und Architekturmodelle von Norman Foster, Toyo Ito oder Aldo Rossi.

Wer Kunstmuseen eröffnet, darf in Ostdeutschland keine schließen — diese Ansicht äußerte Freimut Duve, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, bei der offiziellen Eröffnung der Bonner Bundeskunsthalle. Während in Bonn gefeiert wird, kämpfen zur gleichen Zeit in den neuen Bundesländern weit weniger spektakuläre Museen um ihr Überleben. Für 1993 sieht der Bundeshaushalt bisher noch keinen Pfennig für den Erhalt der ostdeutschen Museen und zahlreicher anderer Kulturinstitutionen vor. Duve fordert die Bundesregierung deshalb auf, auch im kommenden Jahr ihrer Verpflichtung aus dem Einigungsvertrag nachzukommen.

Der Plan eines 222 Millionen Mark teuren Neubaus zur Unterbringung des Karlsruher Zentrums für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) ist geplatzt. Der Rat der Stadt stimmte am Dienstag abend mit deutlicher Mehrheit gegen das Vorhaben, das Medienzentrum in dem vom niederländischen Architekten Rem Koolhaas (siehe auch die Buchbesprechung und die Fotos auf den heutigen Kulturseiten) entworfenen „Würfel“-Bau unterzubringen. Statt dessen soll eine leerstehende Industriehalle saniert werden. Der abgelehnte Entwurf des Avantgarde-Architekten Koolhaas war im Oktober 1989 mit dem ersten Preis eines Architekturwettbewerbs ausgezeichnet worden. In dem Würfel aus Stahl und Glas mit einer Fläche von ursprünglich 17.000 Quadratmetern sollte künftig mit modernen Techniken vom Computer bis zum Laser und zur Holographie gearbeitet werden. Das ZKM will Musik, Bildende Darstellende Kunst mit den neuen digitalen Techniken verbinden und sich dabei an großen Vorbildern wie dem Bauhaus Dessau orientieren.

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