: UNTERM STRICH
Der Schriftsteller Günter Grass hat bei der Berliner Akademie der Künste eine Daniel- Chodowiecki-Stiftung gegründet. Durch die Vergabe eines mit 10.000 D-Mark dotierten Preises an polnische Zeichner und Graphiker, der erstmals 1993 vergeben wird, sollen die deutsch-polnischen Kulturbeziehungen gefördert werden. Dem Vorstand der Stiftung gehören die polnischen Künstler Wojciech Jakubowski und Maciej Swieszewski, die Galeristin Eva Poll, der Maler Johannes Grützke, der Bildhauer Rolf Szymanski und Grass selbst an. Der Namensgeber der Stiftung, der 1726 in Danzig (der Heimatstadt von Grass) geborene Chodowiecki war als Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste Ende des 18. Jahrhunderts maßgeblicher Reformer dieser Institution und ein Symbol „für das ebenso konfliktreiche wie fruchtbare Miteinander deutscher und polnischer Kultur“ (so die Akademie).
Auf das von der Berliner Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten erstmals ausgeschriebene Künstlerinnen-Förderprogramm, für das insgesamt eine Million Mark zur Verfügung gestellt wurde, sind fast 300 Förderungsanträge auf insgesamt 9,3 Millionen D-Mark eingegangen. Ein nur mit Frauen besetztes Gremium wählte 78 Anträge aus. Kultursenator Ulrich Roloff-Momin betonte, daß es sich um kein soziales Förderprogramm, sondern um die Anerkennung für speziell von Frauen erbrachte künstlerische Leistungen handele. Die große Nachfrage nach den Fördermitteln zeige den außerordentlich hohen Bedarf an Förderung. Mit etwa fünf Millionen D-Mark bezogen sich über die Hälfte der beantragten Fördersummen auf Vorhaben auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Nur 60, das heißt ein Fünftel der Antragstellerinnen insgesamt, kamen aus den östlichen Stadtbezirken. Zu den bewilligten Förderanträgen gehören 24 Stipendien und 21 Projekte auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Ferner werden sieben Theaterproduktionen, fünf Film- und Videoprojekte, sechs Literaturvorhaben, drei interdisziplinäre Projekte und fünf infrastrukturelle Vorhaben unterstützt. Insgesamt zehn Projekte aus den östlichen Stadtbezirken konnten in die Förderung aufgenommen werden. Das Künstlerinnenprogramm soll auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden.
Dem Vorhaben der Deutschen Staatsoper Unter den Linden in Berlin, ihre 250. Jubiläumssaison 1992/93 richtig zu feiern, könnten die Sparzwänge des Berliner Senats einen Strich durch die Rechnung machen. Im nächsten Jahr sollen weitere 50 Stellen wegfallen, wovon vor allem Orchester, Ballett und Technik betroffen wären. „Falls es dabei bleibt, kann bei den bereits bestehenden Vakanzen nicht garantiert werden, daß wir spielen“, sagte dazu Intendant Georg Quander. Daniel Barenboim, ab Saisonbeginn künstlerischer Leiter, hat für die acht angekündigten Neuinszenierungen unter anderen den Choregraphen Maurice Bejart, Regisseure wie Harry Kupfer, Giulio Chazalettes und Jonathan Miller gewonnen. Zu den rund hundert Gastsolisten gehört auch Placido Domingo. Jubiliert wird ab 22. August, Schirmherr ist Richard von Weizsäcker.
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