U-Boot-Kommandant Michael Bornholt : Abgetaucht zum Gipfel
Es gibt Menschen, die Michael Bornholt aus Neumünster beneiden. Der 41-jährige Schnurrbartträger gibt sich deshalb bescheiden und sagt, er sei eben „zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen“. Aber Glück alleine hätte ihm noch nicht zu seinem Job verholfen, in dessen Rahmen er kürzlich sogar einen Weltrekord aufgestellt hat: Drei Monate war er jetzt weg von zu Hause, und zwei Wochen davon komplett unter Wasser. Der Korvettenkapitän ist nämlich U-Boot-Kommandant. Genauer: Chef auf dem neuartigen U 32 der Bundesmarine.
Jetzt ist es wieder gelandet und zwar in Emden. Technisch ist das Boot vor allem durch seinen Brennstoffzellen-Antrieb interessant: Die Energie wird durch eine chemische Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen. Das ist ökologisch höchst korrekt, denn das Abfallprodukt der Reaktion ist Wasser. Für die Militärs war aber etwas anderes wichtig: Das Boot wird dadurch außenluftunabhängig und wahnsinnig leise. Die Koproduktion der Kieler HD-Werft und der Nordseewerke Emden gilt deshalb als modernstes U-Boot der Welt, und dass es seine erste große Fahrt ans Mittelmeer unternommen hat, ist kein Zufall: Wieder einmal ist Europas Badewanne zum Tummelplatz der Kriegsschiffe geworden. Und Deutschland ist dabei.
Man darf davon ausgehen, dass Bornholts Neider zum größten Teil Männer sind. Männlichkeit hat ja mit Sex ebenso wenig zu tun wie mit intellektueller Reife, sondern ist da am größten, wo der Erwachsene tut, was der Knabe gern getan hätte. In der Hierarchie der Zipfelspiele ist die Rolle des U-Boot-Kapitäns ein ziemlich einsamer Gipfel. „Das Ziel eines jeden Marineoffiziers ist es“, erläutert das Marine-Informationszentrum, „ein eigenes Boot zu kommandieren.“
Seine jetzige Mission hat Käpt’n Bornholt mit der eines Botschafters für die deutsche Wirtschaft verglichen, was sicher nicht böse gemeint war. Aber trotzdem ein wenig an unselige Allianzen von früher erinnert. Eigner von HDW ist schließlich Thyssen-Krupp. Manche Menschen bewegen sich eben unter Wasser geschickter als an der Oberfläche. bes
Fotohinweis: MICHAEL BORNHOLT, 41, Korvettenkapitän, durfte das modernste U-Boot der Welt kommandierenFOTO: PRIVAT