Twitter-Trubel in Frankreich: Maulkorb für die Première Dame
Der französische Präsident François Hollande weist die streitende Familie in ihre Schranken. Auslöser ist ein Tweet seiner Partnerin Valérie Trierweiler.
PARIS taz | Valérie Trierweiler lässt bis auf Weiteres die Finger von Twitter. „Ich werde es mir künftig dreimal überlegen, bevor ich eine Twitter-Nachricht sende“, sagte sie dem Fernsehsender BFM TV. Ihr letztes Tweet, das Mitte Juni als private Ermunterung an den langjährigen Freund Olivier Falorni gedacht war, ist zur Staatsaffäre geworden. Darin hatte sie ihm im Kampf um ein Abgeordnetenmandat den Rücken gestärkt. Nur trat der ausgerechnet als innerparteilicher Konkurrent gegen Ségolène Royal, Expartnerin von François Hollande, an.
Trierweiler hat nun ihre öffentliche Einmischung in den Wahlkampf ausdrücklich als „Fehler“ bedauert. Die Einmischung könnte aber ihre Exrivalin Royal den Abgeordnetensitz gekostet haben, den Trierweilers Protégé Falorni erobert hat. Spätestens seither steht die Frau an der Seite des Präsidenten im Kreuzfeuer der Kritik.
Hollande konnte dem nicht untätig zuschauen, so peinlich ihm die Publizität des Familienstreits auch sein mochte. Zuletzt mischte sich nämlich auch noch der älteste Sohn des Expaars Hollande-Royal ein. Thomas Hollande (27) meinte in einem Interview mit dem Magazin Le Point, Trierweiler habe die ganzen Bemühungen seines Vaters, sich das Image eines „normalen“ Präsidenten aufzubauen, „zerstört“. Er und seine drei Geschwister würden nun Trierweiler ganz einfach ignorieren.
Der Nationalfeiertag hat Hollande die Gelegenheit gegeben, mit der Autorität des Staatschefs und Familienvaters für Ordnung zu sorgen. Zuerst einmal erklärte er, dass er auf einer strikten Trennung von Politik und Privatem bestehe. Er habe darum seine Familienmitglieder ersucht, dies zu respektieren, sagte Hollande in seinem Fernsehinterview zum 14. Juli. Die Franzosen hätten ja nicht eine ganze Familie, sondern ihn zum Präsidenten gewählt. Daher halte er es auch nicht für angezeigt, die Rolle einer Präsidentengattin in Frankreich zu definieren.
Natürlich habe er Verständnis dafür, dass seine emanzipierte Partnerin (sie ist Journalistin bei der Illustrierten Paris-Match) weiterhin ihren Beruf ausüben wolle. Um Interessenkonflikten vorzubeugen, werde sie aber nur noch öffentlich an seiner Seite auftreten, wenn dies das Protokoll unbedingt vorsehe – was nicht sehr häufig der Fall sei. Bei der Militärparade zum 14. Juli saßen die EhegattInnen jedenfalls auf der Tribüne, strikt getrennt von den Amtsträgern um Hollande.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte