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■ TurnenHochleistungssport verzögert Pubertät

Frankfurt/Main (dpa) – Turnen läßt junge Hochleistungssportlerinnen langsamer „altern“. Im Klartext: Die Pubertät der jungen Mädchen beginnt anderthalb Jahre später. Das wurde jetzt von einer Studie der Frankfurter Universitätsklinik an 15 Turnerinnen und 19 Turnern nochmals nachgewiesen. Das wurde bisher weder bei turnenden Jungen noch in anderen Sportarten beobachtet. Über die Gründe der verzögerten Pubertät und mögliche Folgeschäden herrscht unter Sportmedizinern noch viel Ungewißheit. „Soweit wir wissen, hat das keine dauerhaften Schäden zur Folge“, äußerte sich der Verbandsarzt des Deutschen Turner-Bundes (DTB), Heinz Lohrer, vorsichtig.

Auch ohne akute Schäden wirft das Ergebnis einen weiteren Schatten auf die Sportart. Die untersuchten Kader-Mädchen waren im Schnitt 12 Jahre alt. Ihre körperliche Entwicklung, bestimmt durch Geschlechts- und Wachstumshormone, entsprach dem Stand von zehneinhalbjährigen Mädchen. Bei den im Schnitt 12,3jährigen Jungen war nur eine Abweichung von 0,3 Jahren feststellbar.

Der Leiter der Frankfurter Kinderklinik, Hans Josef Böhles, sieht mangelnde Ernährung der Mädchen in Verbindung mit intensivem Training als Grund für die fehlende Entwicklung. „Bei ernährungsunabhängigen Sportarten wie Schwimmen sieht man so etwas nicht“, sagt er. „Turnerinnen entwickeln ein Eßverhalten, das an Magersucht erinnert.“

Fernziel der Forschungen ist die Entwicklung eines Verfahrens, mit dem der Beginn der Pubertät vorausgesagt werden kann, um die Trainingsintensität an die körperliche Entwicklung anzupassen. „Wenn ich weiß, daß die Turnerin morgen in die Pubertät kommt, muß ich die Umfänge reduzieren, weil es in diesen intensiven Wachstumsphasen durch das harte Training Probleme an den Wachstumszonen der Knochen gibt“, betonte Lohrer. Dabei seien Schädigungen an den Wachstumszonen (Epiphysenfugen), aus denen sogar Fehlformen der Knochen entstehen können, längst bekannt. In jedem Fall sei Turnen eine sensible Sportart, in der man sehr verantwortungsvoll handeln müsse, sagte Lohrer. Böhles wird noch deutlicher: „Es geht in die Richtung, daß man junge Mädchen vor zu ehrgeizigen Trainern schützen muß.“

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