Tunesiens Präsident: Der Langzeit-Diktator
Mit eiserner Faust regiert Tunesiens Langzeitpräsident Zine El Abidine Ben seit 1987 das Land. Der Aufstieg des militärischen Hardliners war unaufhaltsam.
Er lächelt gütig hinter jeder Ladentheke: Tunesiens Langzeitpräsident Zine El Abidine Ben Ali. Seit dem 7. November 1987 - der 7. November ist heute selbstverständlich Nationalfeiertag - regiert er als zweiter Präsident Tunesien, das 1956 unabhängig von Frankreich wurde. Kurz nachdem ihn der 84-jährige Präsident Habib Bourguiba zum Premierminister ernannte, übernahm Ben Ali in einem unblutigen Putsch die Macht und erklärte seinen Förderer Bourguiba für senil.
Seither hat er sich fünfmal durch Wahlen legitimieren lassen, die weder fair noch frei waren, ihm aber stets imposante 90 Prozent plus einbrachten. Verfassungsmäßig standen ihm nur zwei Wahlperioden zu. Ben Ali änderte mit seiner Partei "Rassemblement Constitutionnel Démocratique" (RCD) 2002 kurzerhand die Verfassung.
Der 1936 in Hammam-Sousse geborene Ben Ali nahm an der Unabhängigkeitsbewegung teil, besuchte die Militärschule im französischen Saint-Cyr. 1964 gründete Ben Ali die Abteilung für Nationale Sicherheit im Verteidigungsministerium; 1977, als Unruhen das Land erschütterten, wurde er Generaldirektor für Nationale Sicherheit.
Er war die eiserne Faust der Regierung Bourguiba bei den Brotunruhen und beim Kampf gegen Islamisten, für den er im Westen hochgehalten wird. Der Aufstieg des militärischen Hardliners, der im Gegensatz zu Bourguiba als wenig gebildet gilt, war unaufhaltsam: er wurde 1984 Innenminister, dann 1987 Premierminister.
Ben Ali, Vater von sechs Kindern, ist in zweiter Ehe mit Leila Trabelsi verheiratet. Sie gilt als Shopaholic, die ihr Hobby mit dem Präsidentenflugzeug auf Staatskosten auslebt.
Der ökonomische Liberalismus Ben Alis wird von westlichen Investoren honoriert. Dass Kontrolle, Gewalt, Zensur in Tunesien Normalität sind, wird deshalb auch in Europa gerne übersehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“