: Türkei will auf Zypern Stärke demonstrieren
■ Streit mit Griechen eskaliert: Türkischer Generalstabschef im Anmarsch
Ankara (dpa/rtr) – Der türkische Generalstabschef Ismail Hakki Karadayi wird heute für zwei Tage in die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern fliegen. Er will in Begleitung hochrangiger Armeevertreter Gespräche mit dem türkischen Volksgruppenführer Rauf Denktasch halten und die in Nordzypern stationierten rund 30.000 türkischen Soldaten inspizieren. Er folgt einer Einladung von Denktasch, Präsident des international nicht anerkannten türkischen Teilstaates.
Die türkische Außenministerin Tansu Çiller hatte am Freitag Militäraktionen gegen den griechisch- zyprischen Teil der geteilten Insel angedroht. Am Samstag äußerte sich der Sprecher des türkischen Außenministeriums, Ömer Akbel, „befremdet“ auf offene Kritik der USA an der türkischen Zypern-Politik. Die Äußerungen von Burns hätten sich „ziemlich an der Grenze der diplomatischen Höflichkeit befunden“, sagte Akbel. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Nicholas Burns, hatte Besorgnis über die Töne Ankaras geäußert: „Jede Androhung von Gewalt ist ein unakzeptables internationales Benehmen.“ Akbel äußerte sich verärgert darüber, daß er solche Kritik erst aus der Zeitung erfahre.
Zuvor hatte Burns auch den Kauf der modernen russischen Flugabwehrrakete S-300 durch die griechisch-zypriotische Regierung kritisiert, die der Grund für das neueste türkische Säbelrasseln ist. Die Inselgriechen hatten den Kaufvertrag vor einer Woche unterzeichnet. Rußland hatte den Waffenhandel mit einem Volumen von 660 Millionen Dollar verteidigt und erklärt, das S-300-System sei eine reine Abwehrwaffe. Der russische Außenamtssprecher Gennadi Tarassow nannte die Äußerungen Çillers am Wochenende „unüberlegt“ und sagte, sie „enthalten eine direkte Bedrohung für die Sicherheit Zyperns“. Am Wochenende wurde ein US-Emissär auf Zypern erwartet. Zypern ist seit dem türkischen Einmarsch im Nordteil der Insel 1974 geteilt.
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