Türkei verschärft Druck auf Israel: Flugverbot für israelisches Militär
Die Türkei pocht weiter auf eine Entschuldigung wegen der Militäraktion gegen die Gaza-Hilfsflotte. Sie sperrt den türkischen Luftraum für das israelische Militär.
ANKARA/TORONTO apn/afp | Die Türkei hat ihren Luftraum für israelische Militärflugzeuge gesperrt. Regierungskreise in Ankara betonten am Montag allerdings, in Einzelfällen könnten Flüge auch künftig genehmigt werden. Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor unter Berufung auf Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan von einem generellen Flugverbot für Maschinen aus Israel berichtet. Die Maßnahme sei nach der israelischen Militäraktion gegen eine Flotte mit Hilfsgütern für den Gazastreifen am 31. Mai verhängt worden.
Mindestens einem israelischen Flugzeug mit mehr als 100 Offizieren an Bord hat die Türkei bereits die Nutzung ihres Luftraums verwehrt, wie die israelische Zeitung "Jediot Ahronot" am Sonntag berichtete. Die Offiziere wollten zu einem Besuch der Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz nach Polen fliegen. Die Maschine habe einen Umweg nehmen müssen, berichtete das Blatt. Die israelischen Streitkräfte hätten offiziell nicht auf den Vorfall reagiert, um die Spannungen mit der Türkei nicht weiter anzuheizen.
Bei der israelischen Militäraktion gegen die Gaza-Hilfsflotte waren neun Türken getötet worden. Die Türkei rief daraufhin ihren Botschafter aus Israel zurück und sagte gemeinsame Militärmanöver ab. Ankara fordert von Israel die Rückgabe der beschlagnahmten Schiffe, eine Entschädigung der Opfer und eine internationale Untersuchung des Zwischenfalls.
Erdogan äußerte die Hoffnung, dass ein für Anfang Juli geplantes Treffen zwischen US-Präsident Barack Obama und dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu einen "positiven" Effekt auf die israelische Haltung in der Angelegenheit haben könne. Zugleich erneuerte Erdogan die Kritik an dem Einsatz gegen die Gaza-Flotte. "Niemand kann davon sprechen, dass Israel angegriffen wurde", sagte Erdogan. "Wäre eine einzige Waffe gefunden worden, wäre das eine große Neuigkeit seitens Israel. Aber es gab keine Waffen."
Israel setzte stattdessen eine eigene Untersuchungskommission ein, der allerdings zwei ausländische Beobachter angehören. Der Vorsitzende der Untersuchungskommission, Jacob Turkel, kündigte am Montag die Vorladung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an. Auch Verteidigungsminister Ehud Barak und Angehörige der Streitkräfte sollten vernommen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bezos zensiert seine „Washington Post“
Demokratie stirbt in der Dunkelheit
Eklat im Weißen Haus
Europa muss jetzt viel Geld bereitstellen
Essay für eine neue europäische Politik
Jetzt Europa!
Trumps neue Weltordnung
All hands on deck!
Verkauf von E-Autos
Neuer deutscher Volkswagen
Grippewelle
Wäre ein bisschen Infektionsschutz wirklich so unzumutbar?