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: Tschernobyl-Opfer: IAEA-Zahlen geschönt

BERLIN afp ■ Die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) hat die Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde zur Zahl der Opfer nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in Zweifel gezogen. Der GAU vor 20 Jahren habe weitaus größere Schäden bei Menschen angerichtet als im IAEO-Bericht angegeben, sagte die Chefin der deutschen IPPNW-Sektion, Angelika Claußen, gestern. Die IAEO könne keine unabhängige Einschätzung der Tatsachen abgeben, weil sie in ihrer Satzung als Ziel die Förderung der Atomenergie nennt. Die genaue Zahl der Opfer werde sich wahrscheinlich nie beziffern lassen. Nach Erkenntnissen der IPPNW seien bis 2006 zwischen 50.000 und 100.000 Aufräumarbeiter gestorben, 540.000 bis 900.000 weitere seien Invaliden. Allein in der Region um Tschernobyl seien zehntausende Kinder mit genetischen Schäden geboren worden. Wegen Erbgutveränderungen seien die Folgen für die kommenden Generationen noch nicht absehbar. In dem IAEO-Bericht von 2005 hatte es geheißen, Wissenschaftler rechneten mit rund 4.000 Toten und mit geringeren Umweltschäden als zunächst befürchtet.