vorlauf : Tschänis Tschoplin
„Die Schönste aus Bitterfeld“, 20.15 Uhr, ARD
Das Leben in Bitterfeld ist nicht rosig, sondern grau. Noch grauer als im Rest der Deutschen Demokratischen Republik. Das Leben in Bitterfeld besteht aus Chemie und Tristesse. Bitter. Doch die Frauen im Chemiekombinat haben die Nase voll vom öden Alltag. An ihrem Ehrentag, dem Internationalen Frauentag im Jahr 1989, wollen sie es mal richtig krachen lassen. Mit einer Misswahl. In Berlin machen die das jetzt schließlich auch, illegal versteht sich.
Gisela (Astrid Meyerfeldt), drei Töchter von drei Männern, nimmt die Sache in die Hand – ihre Kolleginnen sind Feuer und Flamme. Giselas mittlere Tochter hört lieber erst mal „Tschänis Tschoplin“, als bei einer Misswahl mitzumachen. Auch die Partei stellt sich bockig: „’ne Misswahl in Bitterfeld? Wo wollt ihr denn die Missen hernehmen? Einfliegen oder was?“, stichelt die Betriebsleitung hämisch. Misswahl, das sei doch Erniedrigung und Ausbeutung der Frau durch den Kapitalismus!
Vor vier Tagen ging übrigens im kommunistischen China die erste „Miss World“-Wahl über die Bühne. Gewonnen hat Chris de Burghs Tochter. SILVIA HELBIG