thomas stangl liest aus „Der einzige Ort“ : Trugbild Timbuktu
Timbuktu: Anfang des 19. Jahrhunderts ein weißer Fleck auf Akrika-Landkarten der Europäer. Die sagenumwobene Wüstenstadt wurde zur Herausforderung für den aufkommenden Kolonialismus. Der Engländer Laing machte sich 1826 im Auftrag der African Assoziation auf die Suche nach der nordwestafrikanischen Stadt. Der Franzose Caillié folgte einem privaten Wahn und reiste als Moslem verkleidet in die Stadt seiner Träume. Beide wussten nicht voneinander und wollten als erster Timbuktu in die Landkarten eintragen.
Thomas Stangl, jetzt im Literaturhaus zu Gast, folgt in seinem Debütroman Der einzige Ort beiden Entdeckungsreisenden; die Überlieferungslücken füllt er mit Fiktion und Reflektion. Er entlarvt beide Reisende als Opfer von Eroberungswahn und europäischem Exotismus – und als Gefangene jener romantischen Sehnsucht nach dem imaginären Unbekannten, das sich letzten Endes als Trugbild erweist: Gezeichnet von Krankheit und Demütigungen, finden beide nur ein armseliges Lehmdorf vor. kaf
Do, 17.6., 20 Uhr, Literaturhaus.