: Trockeneistänze
Tanzen — eigentlich kein Problem. JedEr tut es. Michel Foucault, Norbert Bolz und Prince im Dschungel, nur das Bobbele kommt nicht am Türsteher vorbei. Wie die Berühmtheiten, so auch das Fußvolk. X, Y und Z vergnügen sich halbnackt im UFO-club, nur das A muß draußen bleiben,(weil das A immer seinen Köter dabei hat, selbst schuld).
Tanzen hat aber, was der bibliophile und unbewegte Beweger seinen Platten entnehmen wird: eine Geschichte. Eine schnelle Geschichte von Glenn Miller, Bill Haley, Rollings Stones zud Human League weiß gefärbt, und von King Oliver, Fats Domino, Tamla Motown und Soul II Soul schwarz grundiert. Stop. Eine Veränderung der Blickrichtung vom heutigen Tag auf den Abend: Tekknozid-Party im Haus der jungen Talente. Tanzen ist eine Synthese aus Computer und Ritual, weitgreifendste Dialektik über alle Adornos hinaus also, für jedEn etwas.
Nicht ganz. Die Bewegung, das Auf-der-Stelle-oder-In-die-Ferne-Schweigen (dank Eccstasy oder einer anderen Modedroge nach Wahl) und andererseits das Auseinandertreten von Köper und Geist ist der Schnittstelle Tanzfläche einverleibt. Da will etwas überwunden werden. Tanzen, bis man im Kopf ankommt, der Kopf im Körper schwitzend heimisch wird, den Durst dort mit Bier logisch bekämpfend. Eine schöne runde Sache. Sie bedarf der Übung, wie allabendlich Abertausende es zelebrieren, wnn sie das »Hin- und Her« (von discurrere-—Diskurs) üben.
Techno ist ein Begriff für eine solche Bewegung. Während ein alter Hit von Inner City durchs Zimmer schwebt (»we're having big funf/ the party's just begun«), läßt sich zu Technomusik der Weg auf die Tanzfkäche markieren. In Detroit ist es ins Rollen gekommen zwischen 84 und 86. Zu Mowotwnzeiten arbeiteten dort die Menschen am Band mit modernen Cottonpickermelodien auf den Lippen: »Where did our Love go« und »Dancing in the Streets« ersetzten die alten Gesänge vom Leid der Väter. Heute flöten die Produktionsgeräusche von Robotern ud Computern durch die Produktionshallen der Autoindustire, und einige verwalten oder fegen noch einsam ohne Lied. Noch arbeitsloser als zuvor zelebriert man mit seltsamen Humor die Ersetzermaschinen als Musikmaschinen. Technomusik entsteht mit Rhathmusprogramm, Sequenzerlinie und Chiporchestrierung als nervöser Beat, der nicht die Straße sondern das Leben meint. Keine Bandenpsychogrooves, keine vitale HipHopaufmüpfigkeit: »Tancedance« wird seit 1986 aus Detroit exportiert von Größen wie Derrick May, Juan Atkins oder jenen Inner City.
Im HdjT ist der HighTechnoZug aus Amerika angekommen. Räumlich eher auf Aulafeier und Abiball eingerichtet braucht der Club nichts weiter zu versprechen als »TECHNO«.
Nicht ganz. Wenn DJ Tanith Platen auflegt, werden weitaus finsterere Stimmungen das Tanzbein führen. Vom Industiralsoun, elektronischem Kunstrack herkommend, ging er später mit Psychick TV eine Liaison Dangereuse ein und fährt in den heutigen DJ-Nächten ein (im wahrsten Sinne des Wortes) beinhartes Programm aus EBM und NewBeat. Der dröhnende Stampfsound zu militanten Rhythmen ist zwar nicht gerade etwas für's Herz, aber füp Techno gilt grundsätzlich ein anderes Organ zu plazieren: das Hirn. Für SekretärInnen bleibt noch die Möglichkeit bestehen, sich die mirowellenwarme DJ- Platte des einzigen überregionalen Stadtmagazins zu kaufen. Deutscher Schnee von gestern. Heute findet die Tekknozid Party im Haus der jungen Talente ab 22 Uhr statt. Harald Fricke
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