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Trockene Handkante

■ Konzert: Electro von To Rococo Rot

Handgekritzelte Zettel müssen die verwirrten Besucher zum Joy in der Erichstraße lotsen. Noch hat es sich nicht herumgesprochen, daß der Club von Walding (Huah!) bei seinen unregelmäßigen Veranstaltungen für abseitige und randgruppenfreundliche Spielarten steht. Dieses Mal wurde unter dem kreuzpeinlichen Motto „Sportbier“, das allerdings durch die Darreichung von Rettichscheiben am Eingang ironisiert wurde, ein elektronisches Trio mit Format und Konsequenz geladen.

Hinter dem Anagramm To Rococo Rot verbergen sich die Gebrüder Lippok, die bisher mit Ornament & Verbrechen weniger auffielen als mit Klanginstallationen, wo Plattenspieler Bohrmaschinen antreiben, sowie Stefan Schneider, Bassist der Electro-Pop-Formation kreidler. Im Kraftfeld letzterer bewegt sich auch To Rococo Rot, wobei der wunderbar stoische Basslauf die Pop-Links beisteuert. Die Rhythmusformation, ein gewöhnliches Schlagzeug und ziemlich ungewöhnliche Drummachines (eine 202 und ein Gerät, das in der ehemaligen DDR bei Brigadeumzügen verwendet wurde), machte durch trockene Schläge, wenn nötig, Druck in den Postrock. Gerade weil man manchmal nicht mehr daran glaubte, daß sie in ihren langen, konzentrierten Improvisationen noch die Kurve bekommen würden, war man begeistert, wohin einen das Trio über Reduzierung und Stetigkeit führte.

Auch Kante zeigen neuerdings wohltuende Löcher in ihrem Frickel-Rock, Mutterwitz und eine raumgreifende Bühnenpräsenz. Doch darüber an anderer Stelle mehr. Volker Marquardt

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