: Trinkwasser fehlt
In Basra ist die Versorgung zusammengebrochen. Die Taktik der USA führt im Südirak zu einem Machtvakuum
SAFWAN/BERLIN afp/taz ■ Die Einwohner Basras, der zweitgrößten irakischen Stadt, sind nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am vergangenen Freitagnachmittag von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten worden. Die Stromleitungen für die Hauptwasserstation Wafa al-Qaid seien zerstört worden, heißt es in einer Stellungnahme der Organisation vom Sonntag. Samstagnachmittag sei es einem IKRK-Team gelungen, wenigstens vierzig Prozent der Versorgung in Zusammenarbeit mit der Wasserbehörde der Stadt wieder herzustellen. Dennoch bleibt die Lage in der umkämpften südirakischen Stadt kritisch, da die provisorische Versorgung nicht durchgängig funktioniert und die Mehrheit der Einwohner nicht erreicht.
Die Lage in Basra hat auch Auswirkungen auf die Kleinstadt Safwan an der Grenze zu Kuwait. „Das Essen reicht noch für eine Woche, das Wasser aus Basra kommt nicht mehr an, der Strom ist ausgefallen, die Medikamente sind aufgebraucht.“ Voller Sorge schildert der Arzt, der sich im Interview nur Ali nennt, die beklemmende Notlage. Die drei Läden der Ortschaft haben geschlossen, weil sie keine Waren mehr bekommen. Reporter, die in die Stadt kommen, werden umlagert und aggressiv um Wasser und Essen angebettelt.
Die Taktik der US-Armee, sich nicht auf einen Häuserkampf einzulassen und die irakischen Städte bei ihrem Vormarsch auf Bagdad zu umgehen, hat für die Bevölkerung gravierende Folgen. Nicht nur die Versorgung ist beeinträchtigt; in den Ortschaften entsteht auch ein gefährliches Machtvakuum. „Was wir noch dringender brauchen als Lebensmittel und Wasser, ist Sicherheit“, betont Ali. „Es gibt hier keine Polizei mehr. Die Leute sind sehr verängstigt, und das könnte in ernsthaften Ausschreitungen enden.“
Aus Safwan wird über erste Plünderungen berichtet. Statt Polizisten in Uniform sollen jetzt die Elitetruppen von Saddam Hussein inkognito in der Stadt unterwegs sein, um Listen mit Dissidenten zu erstellen. Die Präsidentenspitzel haben angeblich bereits Häuser in Brand gesteckt und Zivilisten verletzt.
Für die amerikanischen und britischen Truppen erweist es sich als Problem, dass sich die irakischen Einheiten in Basra – unterschiedlichen Angaben zufolge reguläre Soldaten, Sondereinheiten oder Freiwilligenverbände – in bewohnten Gebieten verschanzen. Im Falle eines groß angelegten Angriffs wäre also mit zahlreichen zivilen Opfern zu rechnen.
Der Vizechef des US-Zentralkommandos in Katar, Generalleutnant John Abizaid, räumt ein, dass es in den vergangenen Tagen in der Region zu „Unregelmäßigkeiten“ gekommen sei. Die US-amerikanisch-britische Koalition wolle „mit der Zeit“ irakische Polizisten und andere Beamte aussuchen, die an einer Zusammenarbeit mit den Alliierten interessiert seien, um so die Stabilität in der Gegend während des weiteren Vormarschs zu gewährleisten. B.S.