Trinken in Armenien: Revolutionärer Wodka
Zu Ehren von Armeniens Premierminister Paschinjan wird jetzt Schnaps gebrannt. Ein Wahlprogramm am Flaschenhals gibt's inklusive.
In Frühjahr 2018 hatte der damalige Oppositionspolitiker Hunderttausende gegen das korrupte Regime auf die Straße gebracht. Es dauerte nicht lange und Paschinjan beendete die Herrschaft der Republikaner, die mehr als 20 Jahre lang das Land schamlos ausgeraubt und ausgeplündert hatten.
Im vergangenen Dezember fanden die ersten fairen und freien Parlamentswahlen seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 statt, die Paschinjans Bewegung „Mein Schritt“ deutlich gewann. Für viele ArmenierInnen bedeutet dieser Sieg auch eine Annäherung an Europa.
Nun dürfen alle feiern, aber natürlichen nur mit dem „richtigen“ Kaltgetränk. „Dieser einzigartige Wodka wurde von den besten armenischen Meistern mit Hilfe einer klassischen Welttechnologie im Stil des revolutionären Wandels hergestellt“, ist auf der Flasche zu lesen. Auf ihr prangt das Bild von Paschinjan vor der dreifarbigen armenischen Fahne. Darüber sind das Staatswappen, auf der Rückseite die Umrisse des Landes abgebildet.
Regierungseigene Brennerei
Man hat den Eindruck, dass dieses Produkt direkt aus der regierungseigenen Schnapsbrennerei stammt, deren Existenz allerdings nicht überliefert ist. Ein Wahlprogramm gibt es gratis dazu – in Form eines kleinen zweiseitigen Zettels, der am Flaschenhals hängt.
Empfohlener externer Inhalt
Auf einer Seite ist das Gedicht von Paschinjan über die Revolution nachzulesen, das er während der Massenproteste immer vorgetragen hatte. Der Text diente einem Sänger auch als Vorlage für ein Lied, das unter dem Titel „Mein Schritt“ zur Hymne der Revolution wurde.
Auf der anderen Seite versichert der Hersteller, dass dieser Wodka mit Liebe, aber auch mit einer großen Verantwortung gegenüber dem Premierminister und dem armenischen Volk hergestellt wurde.
„Genießt den Wodka mit Stolz und Freude“, steht noch auf dem Zettel. Das mit dem Stolz dürfte kein Problem sein. Freude jedoch dürften viele ArmenierInnen angesichts ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage wohl noch nicht empfinden. Aber nach ein, zwei Gläschen „Premierminister“ sieht die Welt bekanntlich ja schon etwas besser aus.
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