Kommentar: Traurige Eliten
■ Weitere Aspekte zur Interview-Serie
Das Klima ist schlecht. Da hilft nur eine Klimakonferenz. Das ist das eigentliche Resümee aus der Befragung bremischer Eliten – exakt auf dem Niveau von Stammesmagiern. Da soll Sonne aus dem Gemurmel einer Konferenz hervorgelockt werden.
Ein zynischer Scherzbold muß es gewesen sein, der in die offizielle Ankündigung des Senats zu dieser Broschüre den Satz geschrieben hat: „Diese Zwischenbilanz bietet mit ihrem breiten Dokumentationsteil auch einen Einblick in die Analysefähigkeit und Problemlösungskompetenz bremischer Eliten anno 1996/97“. Eben das ist der Jammer.
Dabei erscheint es nur ein schlechter Witz, daß ausgerechnet der frühere Finanzsenator Ulrich Nölle die Antwort verweigert hat. Der derzeitige Wirtschaftssenator Josef Hattig war zum Interview bereit, wollte seine Antworten – die keineswegs aus dem Rahmen fielen – aber nicht der Öffentlichkeit preisgegeben sehen.
Fast muß man vor diesem Hintergrund Verständnis entwickeln für den Lokalhistoriker Prof. Herbert Schwarzwälder, der schlicht erklärte: Bei einem offenen Gedankengang riskiere er Freundschaften. Aber wenn selbst ein emeritierter Profesor sich nicht traut, muß es um den Zustand der „bremischen Elite“traurig bestellt sein. Nölle, Hattig, Schwarzwälder – das ist auch eine Zwischenbilanz.
Klaus Wolschner
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