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Traumjob Frauengleichstellerin

■ Frauenbeauftragte wollen Gleichstellungsstelle retten / Vier Kandidatinnen im Angebot

Preisfrage: Wer erinnert sich an die letzte öffentliche Stellungnahme der „Bremer Zentralstelle für die Gleichstellung der Frau“, kurz ZGF genannt? Nein? Keine Ahnung? Macht nichts: In einer taz-Blitzumfrage ging es zwölf unrepräsentativ ausgewählten BremerInnen nicht anders. Die Bremer ZGF unter ihrer Leiterin Ursel Kerstein macht schon lange nicht mehr von sich reden. Das mag nicht zuletzt daran liegen, daß Kerstein am 31. Dezember in Pension geht und danach die Eingliederung der ZGF ins Frauenressort bereits beschlossene Sache scheint.

Doch mit diesem lapidaren Abgang der obersten Bremer Frauengleichstellerin ins Pannenressort von Sabine Uhl wollen sich über 200 Frauen nicht abfinden. Sie sind die Frauenbeauftragten des öffentlichen Dienstes und haben für Donnerstag, 20 Uhr, Fraueninitiativen, Politikerinnen und alle, die sich sonst noch dafür interessieren, ins Konsul-Hackfeld-Haus eingeladen, um die ZGF doch noch zu retten, indem sie sich auf eine gemeinsame Kandidatin dafür einigen. Gesucht wird die Kandidatin allerdings wieder einmal im Bremer Mustopf.

„Wir haben genügend Frauen in unseren Reihen, die das leisten können“, meint zum Beispiel Lisa Wagalla, eine der einladenden Frauenbeauftragten. Namen will sie nicht nennen, sind aber herauszufinden: Gerda Lehmsiek gehört dazu, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (wer erinnert sich an deren letzte öffentliche Stellungnahme?). Außerdem genannt: Roswitha Erlenwein, CDU-Frauenpolitikerin, angesichts bestehender Mehrheitsverhältnisse in der Bürgerschaft allerdings mit eher weniger Aussicht auf Erfolg. Und besonders gerne möchte es werden: Gisela Hülsbergen, Bremens ÖTV-Vorsitzende, die seit dem mißratenen Streik im öffentlichen Dienst nur noch wenig Freude an ihrer Gewerkschaftsbasis hat.

Aus grünen Kreisen kommt der Name Ulrike Fritsche, Anwältin aus Hannover und Mitautorin des niedersächsischen Antidiskriminierungsgesetzes. Käme sie auf dem grünen Ticket, hätte sie womöglich die besten Chancen. Schließlich haben die Grünen im Ampel-Personenpoker noch eine(n) gut.

Doch daß das ausgerechnet die ZGF-Leiterin sein soll, möchte der Mehrheit-MännerSenat gerne verhindern. Er hat die Frauensenatorin beauftragt, bis zum 30.9. ein Konzept für die Abschaffung der ZGF vorzulegen.

Im Vorgriff darauf hat das Uhl-Ressort im Haushaltsentwurf '94 schon einmal den eigenständigen Posten ZGF gestrichen und deren Geld ins eigene Ressort hinein verschoben. Erst nach Intervention des Haushaltsausschusses der Bürgerschaft kam die ZGF wieder ins Spiel — zumindest auf dem Papier. Ase

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