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Trauerspektakel um Michael JacksonLiz Taylor twitterte "Tamtam"

Die Familie nahm auf dem Friedhof Abschied von Michael Jackson. Dann wurde der Sarg zum Staples Center nach L.A. gebracht. Drinnen warteten Wonder, Carey und Usher, draussen die Fans ohne Ticket.

Herzzerreissende Szenen vor dem Staples Center. Bild: ap

LOS ANGELES ap | Unmittelbar vor Beginn der Trauerfeier für Michael Jackson ist der goldene Sarg mit dem Leichnam des Popstars im Staples Center in Los Angeles eingetroffen. Erst wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass Jackson im Stadion aufgebahrt wird. Familie und Freunde nahmen in einer privaten Zeremonie auf einem Prominentenfriedhof in den Hollywood Hills Abschied von dem Verstorbenen. Danach wurde der Sarg in einen Leichenwagen geladen und zum Staples Center gebracht.

Außerhalb des Stadions zeigten riesige Video-Leinwände Sequenzen mit Szenen aus Jacksons Leben, darunter Kinderfotos des Sängers. Im Staples Center war eine Bühne in blaues Licht getaucht, vor einem Podium stand ein Strauß mit gelben und orangen Blüten. Den Hintergrund bildeten ein Foto Jacksons sowie die Worte "In Loving Memory".

Zu den geladenen Gästen gehören nach Angaben der Familie Stevie Wonder, Mariah Carey, Usher, Lionel Richie, Queen Latifah, Kobe Bryant, Jennifer Hudson und John Mayer. Jacksons Exfrau Debbie Rowe, die Mutter seiner beiden ältesten Kinder, wird entgegen ursprünglicher Angaben nicht an der Trauerfeier teilnehmen. "Der Medienansturm hat deutlich gemacht, dass ihre Anwesenheit eine unnötige Ablenkung wäre", erklärte Rowes Anwältin am Montag.

Auch Hollywood-Diva Elizabeth Taylor, eine langjährige enge Freundin des Verstorbenen, teilte mit, sie trauere lieber im Privaten. "Ich glaube einfach nicht, dass Michael wollte, dass ich meinen Schmerz mit Millionen anderen teile", schrieb sie auf Twitter. Ihre Gefühle seien keine öffentliche Angelegenheit. Die Trauerfeier im Staples Center bezeichnete sie als großes Tamtam.

Knapp zwei Stunden vor Beginn der öffentlichen Zeremonie versammelten sich Familie und Freunde zu einer privaten Trauerfeier auf dem Friedhof Forest Lawn. Der Autokorso fuhr mit Polizeieskorte gegen 08.00 Uhr Ortszeit von Jacksons Elternhaus los. Angeführt von den Eltern des verstorbenen Popstars, Joe und Katherine Jackson, betraten Angehörige und mehrere Dutzend Freunde eine Halle auf dem Gelände des Forest Lawn Memorial Park.

Die Polizei von Los Angeles rüstete sich am Dienstag mit einem Großaufgebot für den erwarteten Massenansturm der Jackson-Fans. Mehr als 1,6 Millionen Menschen hatten sich um die 17.500 Eintrittskarten beworben, die ihnen Zutritt zum Staples Center verschaffen. Per Losentscheid wurden 8.750 Fans ausgewählt, die je zwei Tickets erhielten. Im Internet wurden die ursprünglich kostenlosen Eintrittskarten zu Preisen von mehreren tausend Dollar gehandelt, obwohl die Veranstalter versuchten, den Verkauf auf dem Schwarzmarkt zu unterbinden.

Die Polizei forderte alle Fans ohne Ticket auf, gar nicht erst zu versuchen, zum Stadion zu gelangen. Der Ort der Trauerfeier wurde großräumig abgeriegelt. Nur wer eine Eintrittskarte und das dazugehörige goldfarbene Armband am Handgelenk vorweisen konnte, erhielt Zutritt. Dutzende Straßenhändler verkauften Jackson-Souvenirs, wie T-Shirts, Buttons und Fotos.

US-Präsident Barack Obama äußerte sich am Dienstag in Moskau zur Jacko-Mania. "Es gibt manche Leute in unserer Popkultur, die einfach die Fantasie der Leute anregen. Und im Tod werden sie sogar noch größer", sagte Obama dem Fernsehsender CBS. Genährt werde dies durch unersättliche Medien und eine Berichterstattung rund um die Uhr.

Wenige Stunden vor dem eigentlichen Beginn der Trauerfeier eröffnete ein Spektakel der besonderen Art den turbulenten Tag in der kalifornischen Metropole: Elf Elefanten und sieben Pferde eines Zirkus zogen durch die Innenstadt zum Staples Center. Ein Sprecher des Zirkus, der ab Mittwoch in der Arena gastiert, sagte, bei der Parade handle es sich um eine langjährige Tradition.

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1 Kommentar

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  • GV
    Götz V.

    Tamtam oder angemessene Andacht?

     

    Sicherlich ist eine Beerdigung im Staples Center bei 20.000 Besuchern ein riesen Tamtam. Auch der AUflauf an American-Idol-Eintagsfliegen, die heal the world zu einer Roadshow für das bald zu erwartende Michael Jackson Memorial Album (im Digiset mit der DVD günstiger zu erstehen!!) erscheinen lassen, trägt seinen Teil dazu bei, das ganze zum multimedialen Mega-Event werden zu lassen.

    Trotzdem ist dies eine sinnvolle und konsequente Andacht für den King of Pop gewesen. Verständlich wird dies, wenn man ihn in letzten Videoaufzeichnungen (wie solche aus der Dokumentation "living with Michael Jackson) im Kontakt zu seinen Fans fast "naive" Freundlichkeit, Offenheit und Nähe zeigt. Sein Leben lang kannte der Weltgrößte Entertainer keine Privatsphäre und hätte wohl auch nichts dagegen gehabt, wer sein Herzensanliegen "heal the world", wenn auch, wie heute Abend, ästhetisch umstritten, intoniert - ginge es ihr oder ihm doch nur um die Tatsächliche Botschaft.