„Trauer und Dankbarkeit“

AUFARBEITUNG Ausstellung über Besucherreisen von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen in Osteuropa

■ 74, ist Vorstandsvorsitzende im Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Dort arbeitet sie ehrenamtlich.

taz: Frau Hartje, die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen, die Sie hierher eingeladen haben, hatten in Hamburg meist eine schwere Zeit. Hatten Sie gar keine Angst, dass sie daran zerbrechen könnten?

Barbara Hartje: Es haben ja nicht alle Kontaktierten die Gelegenheit wahrgenommen, herzukommen. Diejenigen, die sich nicht mit den Erinnerungen konfrontieren wollten, sind der Einladung gar nicht gefolgt. Die, die aber gekommen sind, wollten auch gerne durch den Besuch mit diesem Teil ihres Lebens abschließen.

Weshalb haben Sie sich dabei auf ehemalige ZwangsarbeiterInnen aus Osteuropa beschränkt?

Bis in die 90er-Jahre hatten diese Leute gar nicht die Möglichkeit zu kommen, zum einen wegen politischer Grenzen, zum anderen wegen finanzieller Hürden. In der Regel waren unsere BesucherInnen PensionärInnen mit schmaler Rente.

Erinnern Sie sich an ein Ereignis während des Besuchs, das Sie besonders berührt hat?

Ja, ein Gast aus Polen wurde als 12-jähriger Junge von der Straße weg entführt und landete auf einem Bauernhof in Allermöhe. Das hat mich deswegen so berührt, weil er von dem Bauern als Sohn akzeptiert wurde. Er hatte Fotos von sich und anderen Kindern aus der Zeit dabei. Zum Ende gab es ein Treffen zwischen ihm und einem der Jungen von den Fotos.

Wie kamen Sie auf die Idee die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen nach Hamburg einzuladen?

Der Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Neuengamme hat schon in den 90er-Jahren ehemalige KZ-Häftlinge eingeladen und hatte somit Erfahrung mit Besucherreisen. Daraus entwickelte sich dann die Idee, auch ehemalige ZwangsarbeiterInnen einzuladen. Die Stadt Hamburg stellte uns daraufhin Haushaltsmittel zur Verfügung.

Wie verlief die Recherche nach den Überlebenden?

Im Jahr 2000 wurde von der Bundesregierung die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ gegründet, aus der Entschädigungen gezahlt wurden. Die Stiftung arbeitete eng mit Stiftungen in den Ländern der Betroffenen zusammen, von denen wir dann die Adressen übernehmen konnten. Leider war es da natürlich für einige schon zu spät, da sie gestorben waren oder gesundheitlich nicht mehr in der Lage für eine solche Reise waren.

INTERVIEW: DOROTHEE WAGNER

Ausstellung „Ich hätte nicht geglaubt, noch einmal hierher zu kommen“: bis 13. 9., Rathausdiele