: Transparenz?
■ Betr.: Neuer Drogenbeauftragte, taz hamburg vom 7.10.1999
Sucht ist schon seit vielen Jahren als Krankheit anerkannt: Warum also führt man die Verlagerung des Referates Drogen und Sucht mit dieser offensichtlich nur vorgeschobenen Begründung erst jetzt durch? Warum hat man damit bis zum Abgang des Drogenbeauftragten Bossong, der dieses Referat 10 Jahre geleitet und der selbst seit langem für die Medizinalisierung der Drogenhilfe plädiert hat, gewartet, um es erst jetzt neu zu strukturieren und auch räumlich wieder in das Blickfeld behördlicher Kontrolle zurückzuholen? Zumindest spricht dies kaum für eine gute und erfolgreiche Arbeit, von der anläßlich Bossongs Abgang – zumindest und nur – offiziell die Rede war.
Und ist es Zufall, dass mit Bossongs Abgang und der gleichzeitigen Verlagerungs-Entscheidung nun genau die drei Personen, die die unsäglichen und hochumstrittenen Ausschreibungs-Entscheidungen getroffen haben – Bossong und seine beiden Vorgesetzten Kurt Petersen und Lingner – für diesen Bereich nicht mehr in Funktion bzw. bald nicht mehr zuständig sind? (...)
Sieht und hört man die Medien nur der Wochen und Monate, fällt die Antwort eindeutig negativ aus: Das sog. dezentrale Gesundheitsräume-Konzept dieses Drogenbeauftragten ist gescheitert, die Bürger in St. Georg bemängeln ebenso wie die in Billstedt und der Schanze die Nichtberücksichtigung ihrer Interessen und das Verschleppen von Maßnahmen durch die BAGS, die Entscheidungen der Behörde und des Drogenbeauftragten über ausgeschriebene Drogenprojekte haben hamburgweit Proteste ausgelöst und die Landesstelle gegen die Suchtgefahren steht vor dem Aus. (...)
Es wird interessant sein, zu beobachten, wie transparent und chancengleich die Ausschreibung der Stelle des Referatsleiters und des bzw. der sog. Drogenbeauftragten – vielleicht täte eine kompetente Frau an dieser Stelle der Hamburger Drogenpolitik gut! – verläuft und wie sach- und kompetenz-orientiert sie ausgeht und ob auch hier die bekannte Parteibuch- und/oder Trägerklientel bedient wird ...
Peter Bremer (Drogentherapeut)
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