: Träume im Dickicht
Beichte vor rot-weiß karierten Tischdecken: Die Bremer Shakespeare Company zeigt „Wildschweinsaison“
Doppelpremiere im Theater am Leibnizplatz: Gegeben wurde das Einpersonenstück „Wildschweinsaison“ nach der Erzählung „Buffet“ von Térezia Mora, inszeniert hat es Regisseurin Tomke Friemel auf der Probebühne der Shakespeare Company, die damit erstmals öffentlich bespielt wurde.
Der neue Ort bedeutet erstmal eine intime Alternative zur großen Bühne: Rot-weiß karierte Tischdecken liegen auf runden Zuschauertischen, Gläser und Wasserkaraffen laden zur Rast. Auf der Bühne sitzt eine junge Frau (Franziska Mencz) auf einem Pult und erzählt aus ihrer Vergangenheit, das Pult wird zu einem Altar für ihre Lebensbeichte. Zu hören gibt es die Geschichte einer bemitleidenswert naiven Frau, deren Einfalt keine Schuld zulässt – was ihr passiert, das passierte mit ihr. Sie nimmt selbst keinen Einfluss.
Gemeinsam mit ihrem Bruder, einem Förster, betreibt sie einen Wurststand im Nationalpark. Der Bruder erledigt alles. Die Würste bereitet sie in der Mikrowelle zu, damit sie nichts falsch machen kann. „Ich bin nicht dumm, ich bin nur verlegen“, sagt sie, und mit ihrer anfänglichen Sorglosigkeit ist es vorbei, als ihr Bruder erkrankt und als schützende Instanz versagt.
Nun überschlagen sich die Ereignisse: Plötzlich sind Wildschweine im Park, ein Gast schiebt seinen Finger unter ihre Bluse, erniedrigt sie vor versammelter Mannschaft und ihre Versuche, in Traumwelten zu flüchten, enden in Albträumen. In der Frau reift eigene Autorität – der Preis dafür ist eine gewisse Abscheu vor Menschen.
Franziska Mencz trifft die Frau perfekt. Aber das ist auch das Risiko von Tomke Friemels Inszenierung: Der Monolog verliert sich beim Spielprinzip des ausgestellten Unverständnisses leicht in Monotonie, die Geschichte läuft Gefahr, am Zuschauer vorbeizurauschen.
Mit der Probebühne jedenfalls hat die Company eine interessante Spielstätte für kleinere Stücke gewonnen, die zukünftig vermehrt im Spielplan auftauchen sollen: Angedacht sind beispielsweise Aufführungen von Shakespeare-Sonetten. Axel Lerner
nächste Vorstellungen: 14.4. und 2.5., jeweils um 19.30 Uhr