Totenruhe gegen Bahnlärm

Auf dem Gelände der geplanten Bahnwerkstatt in Oslebshausen liegen womöglich noch Leichen von Kriegsgefangenen

Auf dem Gewerbe-Areal in Oslebshausen, auf dem eine Bahnwerkstatt gebaut werden soll, liegen möglicherweise noch immer die Leichen von sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter*innen. Das ist das Ergebnis einer Recherche des Bremer Friedensforums und der örtlichen Bürgerinitiative „Oslebshausen und umzu“.

In Höhe der Straße Reitbrake erinnert bereits jetzt ein Mahnmal an den „Russen-Friedhof“, den es früher an dieser Stelle gegeben hat. „Bis Kriegsende sind dort nahezu 1.000 zu Tode gemarterte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter vergraben worden“, heißt es in einer Inschrift. Die sterblichen Überreste seien von 1948 bis 1950 in Sammelgräbern auf dem Friedhof in Bremen-Osterholz beigesetzt worden. Friedensforum und Bürgerinitiative haben nun Indizien gesammelt, nach denen mindestens 116 NS-Opfer bis heute nicht vollständig exhumiert und umgebettet worden sind. In einer ersten Stellungnahme hält Bremens Landesarchäologin diesen Befund zumindest für plausibel. „Das könnte durchaus der Fall sein“, sagte sie am Freitag gegenüber der Presseagentur epd.

Bis 1950 seien etwa 600 Leichen exhumiert und umgebettet worden, fassten Ekkehardt Lentz vom Bremer Friedensforum und Dieter Winge von der Bürgerinitiative die Ergebnisse ihrer Recherchen in russischen Archiven zusammen; es fehlen die sterblichen Überreste von über 100 sowjetischen Kriegsgefangenen.

Falls an der Reitbrake gebaut werden solle, müssten die nun vorliegenden Hinweise mit einer Grabung untersucht werden, so Landesarchäologin Halle. „Wenn dort noch Leichen liegen, würden wir das Areal als Bodendenkmal ausweisen.“ Dann müsse entschieden werden, ob die sterblichen Überreste exhumiert und umgebettet oder ein Bau untersagt werde. „Die Kosten für die Grabungen muss der Investor übernehmen“, sagt Halle. Das seien für die möglichen privaten Investoren allerdings „Peanuts“. (taz/epd)