piwik no script img

Tote bei Kämpfen in der Dnjestrrepublik

■ Waffenstillstand gebrochen/ 14. Armee soll eingegriffen haben/ Nahrungsmittelblockade gegen Bendery

Moskau (afp/dpa/taz) — Dem Waffenstillstand vom Vortag zum Trotz kam es in der Nacht zu Freitag in der Hauptstadt in der vornehmlich slawischen Dnjestrrepublik, die sich von Moldau losgesagt hat, erneut zu Gefechten. Gleichzeitig wurden die Verhandlungen zwischen der moldauischen Regierung und Vertretern der Dnjestrrepublik nach Angaben von offizieller Seite der Dnjestrregion abgebrochen. In Bendery hieß es, die Forderung der moldauischen Führung, die beiden wichtigsten Dnjestrstädte, Bendery und Tiraspol, dem Oberbefehl der moldauischen Regierung zu unterstellen, sei für die russischsprachige Minderheit nicht annehmbar.

In der Stadt Bendery wurden am Donnerstag abend Schüsse gehört. Angaben der Stadtbehörden zufolge wurden mindestens drei Menschen getötet. Gestern morgen war die Lage weiter gespannt, nachdem Gerüchte über eine moldauische Nahrungsmittelblockade Benderys kursierten. Die Kämpfe hätten zudem die Brotversorgung der Stadt eingeschränkt, da eine nahegelegene Großbäckerei aufgrund der Gefechte kein Brot produzieren konnte.

Das gestern in der moldauischen Hauptstadt Kischinew geplante Treffen der Außenminister Rußlands, der Ukraine, Moldaus und Rumäniens über den Konflikt in der Dnjestrrepublik ist nach Angaben der Nachrichtenagentur 'Interfax‘ auf Montag verschoben worden. Moldauischen Journalisten zufolge kam die Verschiebung zustande, weil die drei anderen Staaten die russischen Vorschläge ablehnten.

Am Donnerstag abend hatten nach moldauischen Regierungsangaben erstmals Einheiten der früheren Sowjetarmee in die Kämpfe auf der linken Seite des Flusses Dnjestr eingriffen. Im Vorfeld hatten 3.000 Frauen den Kasernenhof der 59. Division der 14. Armee der GUS-Streitkräfte in Tiraspol besetzt. Der Kommandeur der Einheit, so ihre Forderung, solle die Übergabe militärischen Gutes aus den Beständen der ehemaligen Sowjetstreitkräfte an die verfeindete Republik einstellen.

Im Anschluß an die mehrstündige Besetzung sollen die Offiziere der 14. Armee nach Angaben von 'Interfax‘ den beiden verfeindeten Parteien ein Ultimatum gestellt haben. Sie forderten beide Seiten auf, bis Donnerstag mittag das Feuer einzustellen und Verhandlungen aufzunehmen. Andernfalls greife die Armee selbst ein.

Die moldauische Regierung sei „erstaunt über dieses Ultimatum“, kommentierte ein Sprecher des Moskauer Innenministeriums. Ein Befehl für die GUS-Streitkräfte liegt offenkundig nicht vor. Wie Valerie Mjasnikow, Pressesprecher bei der Hauptverwaltung des vereinigten Kommandos der GUS-Streitkräfte, sagte, habe das Oberkommando nichts mit den Vorgängen in der 14. Armee zu tun. Am Vortag hatte der russische Außenminister Andrej Kossyrew allerdings angekündigt, Moskau werde seine Landsleute in ehemaligen Sowjetrepubliken im Zweifelsfalle auch unter Einsatz von Gewalt schützen. Das Zusammentreffen mit den Aktionen der 14. Armee einen Tag später sei „reiner Zufall“ meinte der Sprecher der Hauptverwaltung der GUS-Streitkräfte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen