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Archiv-Artikel

Der Roboterband-Coach „Total altmodisch“

Der Autodidakt Nicolas Anatol Baginsky, früher Dozent der Filmklasse an der Bremer Hochschule für Künste, ist neben seinen Aktivitäten als Bühnenbildner, Bildhauer und Fotograf vor allem als Entwickler der Roboterband „The three Sirens“ bekannt geworden. Seit Ende der achtziger Jahre beschäftigt er sich mit künstlicher Intelligenz.

taz: Herr Baginsky, Sie machen ja ziemlich viel. Aber warum erfindet man eine Roboterband?

Baginsky: Oha. Weil man lernen möchte, wie Kreativität funktioniert, spontane schöpferische Tätigkeit – dass, womit sich der Mensch am liebsten auszeichnet.

taz: Können Ihre Roboter denn irgendwas besser als menschliche Musiker?

Sie können länger spielen – bis die Seiten reißen. Aber das Entscheidene ist, dass sie überhaupt spielen können. Dass sie aus sich selbst heraus eine Musikalität zu Stande bringen, die unserer gar nicht so unähnlich ist.

Mit was haben Sie ihre Mannschaft denn ursprünglich gefüttert?

Mit gar nichts. Sie hören sich selbst, dadurch üben sie. Das ist der selbe biologische Lernprozess wie bei Säuglingen: Sie beginnen mit zufälligen chaotischen Aktionen. Durch die Rückkoppelung mit dem Sinneserlebnis bildet sich dann eine interne Logik heraus. Aber genau so, wie Säuglinge nicht wissen, wie sie zu reagieren haben, hatten auch die Roboter kein A Prioro-Wissen.

Und in welchem Stadium sind Ihre Musiker mittlerweile angekommen? Schon Oldie-Band?

Das wage ich nicht zu beurteilen. Aber mir geht es auch nicht um den direkten Leistungsvergleich mit den Menschen, sondern ums Prinzip.

Ist die Ersetzbarkeit von MusikerInnen denn erstrebenswert?

Ich kenne einige Bandleader, die „ja“ sagen würden. Aber eigentlich ist es ja total altmodisch, mit Robotern Musik zu machen, wo man doch alles schon komplett-elektronisch produzieren kann.

Haben Sie trotzdem Zukunftspläne mit Ihrer Band?

Mein lang gehegtes Ziel ist die Weiterentwicklung der Frontfigur. Bislang ist „Aciilyzer“ [der Gesangsroboter] eher lautmalerisch tätig.

Soll der denn auch Ansagen machen und mit dem Publikum shakern?

Nein nein. Mit den rein musikalischen Qualitäten bin ich vor genug Probleme gestellt.

Interview: Henning Bleyl