Tortenattacke auf Guttenberg: Sahne statt Haargel
Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg wurde in einem Café mit einer Torte attackiert. Zu der Aktion bekennen sich Anonymous und die Hedonistische Internationale.
BERLIN taz | Am Donnerstagabend wurde der frühere Verteidigungsminister zu Guttenberg in Berlin-Friedrichshain von Netzaktivisten getortet. Er hatte sich dort mit Stephan Urbach, Mitglied und Mitarbeiter der Piratenpartei, in einem Café zu Kaffee und Bier getroffen. Andere Gäste hatten zu Guttenberg erkannt und die Information an die Hobbykonditoren weitergegeben.
Die gebäckschwingenden Attentäter zählen sich selber zu Anonymous und der Hedonistischen Internationale (HI). Letztere hatte sich eigentlich im vergangenen Jahr wegen "musikalischer Differenzen, organisatorischer Ungereimtheiten in Theorie und Praxis sowie unausgesprochener Wahrheiten" aufgelöst, hat es sich aber anscheinend nicht nehmen lassen, die Anwesenheit des CSU-Stars in ihrer Berliner Hochburg für eine Wiederauferstehung zu nutzen.
Bereits während des Plagiatsskandals ist die HI mit schwungvoller Parteinahme für zu Guttenberg aufgefallen. So organisierte die Gruppe eine von immerhin 300 Menschen besuchte Solidemo für den ehemaligen Doktor.
Die Tortung soll laut des Bekennerschreibens auf der Webseite die Ablehnung der versuchten Rückkehr des "Lügenbarons" in die Politik nach der "Copy- und Paste-Affäre" zum Ausdruck bringen. "Ausgerechnet Vorkämpfer für die Freiheit des Internets will er sein", empören sich die HI und Anonymous in ihrer Erklärung und verweisen auf den wesentlichen Anteil des Mediums bei der Entlarvung seiner "Abschreibe-Übung".
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Außerdem legen die Gruppen im Gespräch mit der taz Wert darauf, die Absurdität der Rückkehr des Befürworters der Datenvorratsspeicherung als Ritter des Freien Netzes im öffentlichen Bewußtsein halten zu wollen.
Guttenberg selbst scheint die Aktion gelassen genommen zu haben. Anonymous erklärte dazu gegenüber der taz, dass für den Ex-Minister, wo immer er auftauche, auch eine Torte bereit stünde: "Wir wollen mal sehen, wie viele Torten es braucht, bis er nicht mehr lacht."
Die Tortung als Aktionsform wird nach Aussage der Aktivisten zu selten angewandt. So schleichen sich auch "Anfängerfehler" (O-Ton Anonymous) ein, wie die schon am Abend des Geschehens auf Twitter kritisierte Festtorte. Üblicherweise werden für Tortungen Sahnecremeberge benutzt. Die Verletzungsgefahr ist dabei geringer. Außerdem kleben sie besser.
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