Torsten Frings, Pokerface : Juves Lückenschließer
TORSTEN FRINGS, 30, spielt seit 2005 zum zweiten Mal nach 1997 bis 2002 im Mittelfeld von Werder Bremen. Foto: dpa
Bremens Mittelfeldmotor Torsten Frings ist 30, trägt die Rückennummer 22 und hat am Wochenende gegen Tschechien zum 66. Mal den schwarzen Adler auf der Brust getragen. Und trotzdem dürfte er seit vergangener Woche eine ganz andere Lieblingszahl haben: Die 17.
Diese Zahl, so schrien es die Gazetten panisch in die Welt, macht es möglich, dass Frings schon nach dieser Saison für einen Spottpreis von der Weser ins Ausland wechseln darf. Denn Artikel 17 der Fifa-Transferregeln erlaubt, dass Profis über 28 bereits nach zwei Jahren Vertragslaufzeit ganz legal ins Ausland wechseln dürfen. Der Hammer dabei: Als Ablöse wird lediglich die Summe fällig, die der Spieler bis zu seinem Vertragsende verdienen würde – in Frings’ Fall lächerliche drei Millionen Euro.
Frings selbst kommt dieser Passus nun sehr zupass, da er just in dieser Woche ein Angebot von Italiens Rekordmeister Juventus Turin bekam. Die Turiner basteln nach einem Jahr, in dem sie sich in der Zweiten Liga schämen mussten, an einer neuen Mannschaft. Und brauchen Spieler wie Frings, die gradlinigen, ehrlichen Fußball liefern und auch gerne mal dahin gehen, wo es wirklich weh tut.
Dass sich die Italiener überhaupt um einen Spieler bemühen, der beim FC Bayern gescheitert ist und bis auf eine Meisterschaft keine Titel vorweisen kann, lässt sich nur mit einer Leistungsexplosion erklären, die Frings in dieser Form nur wenige zugetraut hätten. In den Monaten vor Deutschlands sommerlichem Fußballmärchen hatte Bundestrainer Jürgen Klinsmann von seinen Schlüsselspielern gefordert, sich an den Besten der Welt zu orientieren. Frings nahm sich in dem Franzosen Patrick Vieira und dem Brasilianer Emerson ausgerechnet das defensive Weltklasse-Mittelfeld der Turiner zum Vorbild. Heute, gut ein Jahr später, steht Frings im internationalen Vergleich längst vor dem alternden Emerson und mindestens auf einer Stufe mit Vieira, die der Manipulationsskandal zu Real Madrid und Inter Mailand flüchten ließ. Und ist durchaus in der Lage, die Lücke zu schließen, die die beiden in Turin hinterlassen haben.
LUCAS VOGELSANG