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Archiv-Artikel

Tödlicher S-Bahn-Unfall: Mann lief gegen Zug

UNFALL Opfer stürzte zwischen Bahnsteig und Zug, doch das Bahnpersonal bemerkte offenbar nichts

Fünf Tage nach dem tödlichen S-Bahn-Unfall auf dem Bahnhof Greifswalder Straße hat die Polizei neue Erkenntnisse zum Hergang des Vorfalls. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Ermittler blieb der 31-jährige Mann, der seinen schweren Verletzungen erlegen war, nicht, wie zunächst mitgeteilt, in der Tür der abfahrenden Bahn hängen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Mehrere Zeugen hätten sich mittlerweile gemeldet, die beobachteten, wie der Mann vom Bahnsteig gegen den Zug der Ringbahn gelaufen ist. Danach sei er zwischen Bahnsteig und den abfahrenden Zug gefallen, jedoch nicht überrollt worden, sagte der Sprecher. Derzeit werde noch geprüft, ob der Mann Alkohol oder Drogen im Blut hatte. Warum der 31-Jährige gegen die Bahn lief, wisse die Polizei nicht. Parallel befragt die Kriminalpolizei weitere Zeugen, auch das Eisenbahnbundesamt ermittelt.

Die zuerst von der Polizei geäußerte Annahme, der Mann sei in der Tür eingeklemmt und mitgeschleift worden, habe auf der Aussage einer Zeugin beruht. Diese habe offenbar in der hektischen Situation aus Versehen falsche Angaben gemacht, sagte der Sprecher. Videoaufzeichnungen vom Bahnsteig gebe es nicht. Der Triebfahrzeugführer habe den Unfall nicht mitbekommen. Er hatte den Zug abgefertigt, war danach in den Führerstand gestiegen und losgefahren, dabei hatte er nicht zurückgesehen. „Wenn er schon im Anfahren war, besteht kein Grund mehr in den Rückspiegel zu gucken“, sagte ein Sprecher der S-Bahn. Auf dem Bahnsteig gebe es zwar eine Aufsicht, die aber nicht die Züge abfertige.

Fahrgäste hatten den Vorfall beobachtet und die Notbremse gezogen, der Zug fuhr jedoch bis zum nächsten Bahnhof weiter. Dies sei technisch so vorgesehen. In den Zügen gebe es eine Überbrückung, damit die Züge etwa nicht im Tunnel stehen bleiben. So könnten bei Notfällen die Rettungskräfte schneller zum Zug gelangen, sagte der S-Bahn-Sprecher. Der Zug war nach dem Unfall vom Eisenbahnbundesamt sichergestellt worden. Ein technischer Defekt könne inzwischen ausgeschlossen werden. Das ganze Abfertigungsverfahren sei nun noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen. (dapd)