Tödliche Schüsse in Moskau: Politiker und Eigentümer von Spielhöllen
Ein einflussreicher tschetschenischer Politiker wurde im Moskauer Berufsverkehr erschossen. Mehrere Motive sind denkbar.
BERLIN taz Ruslan Jamadajews gepanzerter Wagen wurde am Mittwochabend in Moskaus Berufsverkehr von einer Ampel gestoppt. Als der tschetschenische Politiker und langjährige stellvertretende Militärkommandeur Tschetscheniens das Fenster öffnete, töteten ihn mehrere Schüsse. General Sergej Kisjun, der neben ihm saß, wurde schwer verletzt. Die Täter entkamen.
Im ersten Tschetschenien-Krieg hatten Jamadajew und sein Bruder Sulim auf Seiten der Aufständischen gegen die russischen Truppen gekämpft. Doch im zweiten Krieg wechselten sie die Seiten. 2001 wurde Jamadajew stellvertretender Militärkommandant. Sein Vorgesetzter war der russische General Kisjun. Nach dem Krieg ging Jamadajew in die Politik. 2003 wurde er Duma-Abgeordneter für der Partei Einiges Russland. Doch die Jamadajews waren Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow ein Dorn im Auge. Bei den Wahlen 2007 wurde Jamadajew nicht mehr nominiert. In Tschetschenien wurde gegen ihn ein Mordverfahren eingeleitet.
Für das Attentat kommen mehrere Motive in Betracht. So soll Jamadajew Spielhöllen und Immobilien besessen haben. Vielleicht war es ein Auftragsmord eines Konkurrenten. Womöglich war aber auch gar nicht Ruslan, sondern sein Bruder Sulim gemeint. Denn der Wagen, in dem der Mord passierte, gehörte Sulim. Ein anderes Motiv könnte Rache gewesen sein. Denn immer wieder wurden den Brüdern Entführungen vorgeworfen.
Der Bruder des Ermordeten beschuldigte Ramsan Kadyrow des Mordes und kündigte Rache an.
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