: Todesfalle Nostalgie
Jugendmagazin richtet sich an alte Leute
„Magazin Pop Rocky ist zurück“, telegrafierte dpa gestern aus der Holzklasse des Journalismus, bevor die Dampflok der Nostalgie in der Endstation Memory Lane verschwand. Pop Rocky? War da was? Versuchen wir uns zu erinnern, auch wenn es wehtut. Schulhofszenen aus den 80ern und adoleszente Traumata brechen aus dem Schlamm des Unterbewusstseins. Da war was: Pickel, Posen, Peinlichkeiten – und eben Pop Rocky, das viertbeliebteste Jugendmagazin nach Bravo, Popcorn und dem Quelle-Katalog. „Ende der 1998er Jahre war Schluss nach rund 20 Jahren“, berichtet die Meldung. Ende der 1998er Jahre! Tatsächlich dehnt sich die Zeit für das pubertierende Wesen endlos, wenn es aknedepressiv im Jugendzimmer liegt und das Weltende oder einen Fingerzeig des Love Interest herbeiwünscht. Just dieses Lebensgefühl extremer Verletzlichkeit will das Wiedergängermagazin Pop Rocky für die alt gewordene Zielgruppe aufleben lassen – mit Kim Wilde auf dem Cover und vielen Postern „von Indiana Jones über Madonna“. Erst wenn das letzte Playbacktheater der drei Fragezeichen gespielt und die letzte Bud-Spencer-VHS eingeworfen ist, werden die Alten merken, dass früher nicht alles besser war. Es war bloß früher.
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