: Tod mit 44 Jahren
Viele Obdachlose sterben an nicht erkannten chronischen Krankheiten. Verbände haben deswegen medizinische Sprechstunde im Pik As eingerichtet
Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Obdachlosen liegt in Hamburg bei 44 Jahren. Viele Obdachlose sterben an unerkannten chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Lungen- und Leberkrankheiten. Nur selten nehmen Obdachlose rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch. Oft reichen die Angst vor der Situation im Wartezimmer, oder Schwierigkeiten bei der Terminabsprache als Grund.
Die Verbände Diakonie und Caritas haben deshalb eine medizinische Sprechstunde für Obdachlose in der Notunterkunft Pik As von „pflegen und wohnen“ eingerichtet. Sie findet dienstags von 10 bis 12 Uhr statt. In den vergangenen zwei Monaten sind im Pik As fünf Menschen an den Folgen ihrer Alkoholsucht gestorben. In der Notunterkunft übernachten täglich 200 Obdachlose.
Diakonie-Ärztin Frauke Ifhorst-Witte behandelt die Obdachlosen ohne Nachweis ihrer Krankenversicherung oder einen Krankenschein vom Sozialamt. „Die langen Schlangen dort sind für viele Obdachlose ein Grund, keinen Krankenschein zu beantragen“, sagt Diakonie-Fachbereichsleiter Peter Schröder-Reineke. Die Behörde für Soziales und Familie hat das Problem erkannt. Ab Juli öffnet an fünf Tagen in der Woche ein Schnellschalter im Sozialamt.
Weitere formelle Hürden erschweren die Eingliederung der Obdachlosen in das reguläre Krankensystem. „Ihre Behandlung ist sehr gesprächsaufwendig. Kein Arzt könnte damit seine Praxis erhalten“, sagt Schröder-Reineke. Das Bugdet der Ärzte für einen Patienten liegt bei 80 Euro im Quartal.
Die Verbände Diakonie und Caritas appellieren auch an die Krankenkassen, eine Pauschale für die Behandlung obdachloser Patienten auszusetzen. „40 Prozent der obdachlosen Gäste im Pik As sind krankenversichert. Aber die Kosten für ihre Behandlung tragen wir allein“, sagt Schröder-Reineke.
Im vergangenen Jahr hat die Behörde für Soziales und Familie 454400 Euro zur Unterstützung von Projekten für Obdachlose aufgebracht. Im laufenden Jahr, wurden die Zuwendungen an die Diakonie um 8000 Euro gekürzt. Die medizinische Sprechstunde im Pik As finanziert der private Sponsor „Glücksrad“. LENA ULLRICH