Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Wer zu Jahresbeginn noch ein bisschen weiter zur Ruhe kommen möchte oder das zwischen Jahren bisher nicht so recht erledigen konnte, mag erst einmal aufatmen: Jeden Tag ins Konzert laufen muss man gegenwärtig nicht. Was keinesfalls heißt, dass es kein Programm gäbe. Gespielt wird auch diese Woche an allen möglichen Orten. Bloß sind unter den zahlreichen Neujahrskonzerten, die man so im Angebot findet, eher wenige, die sich als klare Empfehlung eignen – vorausgesetzt, man möchte sich nicht unglaubwürdig machen. Also ist zu Hause bleiben und bei Bedarf das Buch „Silence“ von John Cage lesen durchaus eine Option. Ansonsten stehen aktuell selbstverständlich noch ein paar Konzerte an, die den Weg nach draußen rechtfertigen könnten. Zum Durchspülen des noch neuen Jahrs bestens geeignet sein dürfte etwa der Duo-Abend von Joke Lanz und Nicola L. Hein am Donnerstag in der Zentrifuge. Der Extremvokalist und -performer Lanz, der Mikrofone neben der Verstärkung seiner Stimme auch für Schläge gegen die eigene Stirn nutzt, wird mit dem avantgardistisch erkundungsfreudigen jungen Gitarristen Hein ziemlich sicher weder Gemütlichkeit noch Langeweile aufkommen lassen. Einfach mal überraschen lassen (Malplaquetstraße 35, 20 Uhr).
Im Zwischenreich von wild und mild bewegt sich das Programm in der Musikbrauerei am Freitag. Da ist einmal das Julia Hülsmann – Kai Brückner Quartett um die Pianistin Julia Hülsmann und den Gitarristen Kai Brückner. Hier braucht man sich weniger um Lautstärke und heftige Dissonanzen zu sorgen, stattdessen erwarten einen Arrangements und Improvisationen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Intelligenz des Publikums mit unauffälligen Mitteln nicht zu beleidigen. Das tut übrigens auch das Trio Oliwood nicht, das am selben Abend dort gastiert, doch ist bei der Zusammenarbeit des Schlagzeugers Oliver Steidle, des Saxofonisten Frank Gratkowski und des Gitarristen Kalle Kalima ein anarchischer Spieltrieb mit am Werk, der im Zweifel andere Hirnzonen oder Gefühlsregionen anspricht (Greifswalder Straße 23a, 21 Uhr, 15 €).
Und jetzt kommt es also doch noch einmal: das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Am Samstag in der Gethsemanekirche. Ist schließlich noch nicht ganz vorbei, die frohe Zeit – am 6. Januar ist traditionell „Heilige Drei Könige“. Zu hören gibt es zwar nur die zweite Hälfte, also die Kantaten 4 bis 6, dafür aber in vorzüglicher Besetzung, mit Solisten der Staatsoper, deren Konzertchor und Mitgliedern der Staatskapelle Berlin (Stargarder Str. 77, 19 Uhr, 25 €).
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