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Tim Borowski verlässt BremenFC Bayern in Kauflaune

Der FC Bayern München arbeitet mit Hochdruck am FC Deutschland 08. Und verpflichten Tim Borowski von Werder Bremen.

Mit Bayern baden gehen? Tim Borowski. Bild: dpa

In Kauflaune

Die Bayern arbeiten mit Hochdruck am FC Deutschland 08 und verpflichten Tim Borowski von Werder Bremen

BELEK/BREMEN taz Mitunter wirkte es bei Werder Bremen im Trainingslager an der türkischen Riviera wie im Urlaub. Sportchef Klaus Allofs blinzelte in kurzer Hosen am Trainingsplatz in die Sonne, die Spieler vergnügten sich im Ohrenschnipsen, wenn einem beim Kreisspiel zu oft der Ball versprang. Und bei Testspielen verlustierte sich Mediendirektor Tino Polster als Stadionsprecher. Harmonie pur. Bis zum Sonntagabend. Da eröffnete Tim Borowski, ein im vereinseigenen Internat ausgebildetes Eigengewächs des Klubs, der Vereinsführung im Rixos Premium Hotel, dass er seinen Vertrag nicht verlängern werde. Mehr noch: Er wechsele zum 1. Juli ablösefrei zum FC Bayern. "Ich sehe das als große sportliche Herausforderung. Im Sommer werde ich 28 Jahre alt, und für mich stand deshalb fest, wenn ich noch einmal etwas Neues mache, dann jetzt", erläuterte Borowski seine Beweggründe vorm gestrigen Testkick der Bremer in Belek gegen den russischen Erstligisten Saturn Ramenskoje.

Gestern bestätigte auch Münchens Manager Uli Hoeneß in Marbella, dass Borowski einen Dreijahresvertrag erhalte. Der 27-Jährige ist sowohl auf der rechten und linken Halbposition im Mittelfeld einsetzbar - und damit neuer Konkurrent für Bastian Schweinsteiger und Hamit Altintop. "Die Verträge werden in den nächsten Wochen unterschrieben", so Hoeneß, der sich über den Spieler schon in den vergangenen Jahren Gedanken gemacht hat. "Die Möglichkeit, ihn ablösefrei zu verpflichten, hat uns gereizt." Nichts lieben die Bayern-Bosse mehr als Nadelstiche gegen die direkte Konkurrenz.

Handgeld plus Millionen

"Die Bayern holen halt immer die Besten zusammen. "Wenn sie viele von uns kaufen, ist das ein Zeichen für die Qualität unserer Mannschaft", entgegnete Werder-Klubboss Jürgen L. Born mit feiner Ironie, um anzufügen: "Ein Spieler von dieser Güteklasse zu verlieren, tut weh." Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Werder war in der Causa Borowski partout nicht gewillt, die über dessen Berliner Agenten Jörg Neubauer vorgetragenen Gehaltsforderungen zu erfüllen. Borowski wollte auf einer Stufe mit Diego oder Torsten Frings verdienen: rund vier Millionen Euro jährlich. Diese Summe wird ihm nun offenbar in München garantiert plus ein erklecklichen Handgeld. "Wir wollten uns in diesem Fall nur in einem gewissen finanziellen Rahmen bewegen", gesteht Sportchef Klaus Allofs.

Klinsis Liebling

Wie schon bei Andreas Herzog (1995), Mario Basler (1996), Claudio Pizarro (2001), Valérien Ismael (2005) oder jüngst Miroslav Klose erliegt ein Leistungsträger den Lockrufen der Bayern, die daran basteln, wieder der bedeutendste Lieferant der DFB-Auswahl zu werden: Borowski wird siebter Nationalspieler des FC Bayern und ist erklärter Lieblingsspieler des kommenden Trainers Jürgen Klinsmann, auch wenn Hoeneß da keinen direkten Zusammenhang hergestellt haben will. "Wir haben Jürgen das letzte Woche mitgeteilt, er hat diese Verpflichtung begrüßt." Borowski ergänzte: "Dass Klinsmann kommt, ist natürlich positiv für mich." Die gegenseitige Wertschätzung ist groß, der Kontakt zwischen beiden nie abgerissen. Der einst als "Mini-Ballack" titulierte Neubrandenburger wurde in jeder WM-Partie eingesetzt, was Klinsmanns Musterschüler mit einer Torvorlage und einem verwandelten Elfmeter im Viertelfinale gegen Argentinien dankte.

Genau wie die Münchner WM-Helden plumpste Borowski nach dem Sommermärchen ins Leistungsloch. Mit Mitspielern feierte er im Sommer 2006 noch seine rauschende Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Lena, doch danach prägten Verletzungen und Formschwankungen sein Wirken. Seit 2006 hat der 1,94-Meter-Mann nur 26 Bundesligaspiele bestritten. Und vor allem in der Champions League tauchte der 31-fache Nationalspieler mit erschreckender Regelmäßigkeit ab. Nicht nur die unendliche Leidensgeschichte hemmte den Profi, sondern auch ein ausgeprägter Hang zur Selbstüberschätzung. Auch deshalb hält sich das öffentliche Wehklagen an der Weser über den Wechsel in Grenzen.

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