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Tiefflugartistik als Öffentlichkeitsarbeit

Bundeswehr will weiterhin auf Flugschauen mit Tiefflügen imponieren, „damit die Leute kommen“ / Bundesverteidigungsministerium bestreitet Einnahme von Aufputschmitteln bei deutschen Tiefflugpiloten / Pentagon bestätigt Einsatz von Wachmachern und Schlafmitteln  ■  Von Vera Gaserow

Berlin (taz) - Auch nach dem tödlichen Unfall auf dem Zivilflughafen Eggenfelden-Zainach, bei dem gestern zur Vorbereitung einer Flugschau ein Tornadogeschwader mit einem Drachenflieger kollidierte (s.taz vom 27.7.) will die Luftwaffe weiterhin mit Tiefstflügen auf zivilen Flugtagen Eindruck schinden. Am Unglücksflughafen Eggenfelden haben zwar die privaten Veranstalter die bevorstehende Militärschau nach dem tödlichen Unfall abgesagt. Im Bundesverteidigungsministerium jedoch sieht man nach wir vor keinen Grund, auf die gefährliche und kostspielige Teilnahme an solchen Flugschauen zu verzichten. Genau elfmal in diesem Jahr stellt die Luftwaffe ihren Flugzeugpark für Luftspektakel von zivilen Flugsportvereinen kostenlos zur Verfügung. Auf Einladung des Deutschen Aeroclubs werden dabei auch Tiefstflugkunststücke - sprich Formationsflüge in 80 Metern Höhe bei einer Geschwindigkeit von 800 km/h vorgeführt. Das, so der Kommentar aus dem Bundesverteidigungsministerium „brauchen die Veranstalter, damit die Leute kommen“. Die Kosten für diese aufwendigen Flugeinsätze würden bei der Luftwaffe unter dem Haushaltstitel „Öffentlichkeitsarbeit“ verbucht. Am 28. August will die Bundeswehr in der Nähe von Köln eine eigene Flugschau u.a. Tiefflugartistik veranstalten und im September wird die Luftwaffe den süddeutschen Raum bei Langenfeld mit der riskanten Düsenjägerei beglücken. Schriftliche Bitten von NRW-Ministerpräsident Rau, der als Schirmherr der Kölner Flugschau fungiert, die Flugvorführugen dabei auf ein Minimum zu beschränken, lehnt das Bundesverteidigungsministerium auch nach dem Unfall von Eggenfelden und dem Absturz eines französischen Airbusses bei einem solchen Flugspektakel strikt ab.

Deutsche Tiefflieger „clean“

„Aufputschmittel sind in der Bundeswehr nicht erlaubt und werden auch nicht genommen.“ Mit diesen Worten hat gestern das Bundesverteidigungsministerium Vermutungen strikt zurückgewiesen, auch deutsche Tiefflugpiloten stünden ähnlich wie ihre amerikanischen Kollegen - unter Aufputschmitteln, die bei uns als Drogen gelten. Das Fernsehmagazin 'Monitor‘ hatte am Dienstag abend berichtet, daß Aufputsch- und Schlafmittel bei US-Tiefflugpiloten als Standardmittel gelten, die die nötige Konzentrationsfähigkeit für diesen Job sichern. Die Medikamente können jedoch nach dem Urteil von Pharmakologen zu Selbstüberschätzung und erhöhter Risikobereitschaft führen. Die US-Airforce in Ramstein hat gestern nach dem Fernsehbericht den Einsatz von Aufputsch- und Schlafmitteln bestätigt. Die genannten Medikamente würden jedoch „fast ausschließlich“ bei Langstreckenflügen verwendet, „bei denen die Länge oder der Flugplan erhebliche Risiken für die Sicherheit durch Müdigkeit bergen“. Kurzflüge, wie in der Bundesrepublik, dauerten jedoch nur ein bis zwei Stunden. Für ihre „täglichen Übungsflüge“, von denen die Piloten häufig mehrere an einem Tag absolvieren, nähmen die US -Flieger keine Medikamente, erklärte das US-Hauptquartier in Ramstein. Einen Tag zuvor lautete die Antwort aus dem Pentagon noch anders. Aufputschmittel würden dann verabreicht, „wenn es für den Auftrag wichtig ist“. Das Risiko einer Medikamenteneinnahme müsse dabei gegen die Möglichkeit abgewogen werden, daß der Pilot andernfalls einschlafen könnte.

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