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Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Einfach mal so ein Liedchen aus alter Zeit gepfiffen: „the times they are a-changin’“, heißt es da. Was schon stimmt, wenn man sich nur umschaut und sich beispielsweise diese Band anguckt, die am Donnerstag im Schokoladen auf der Bühne steht. Orkanheißt sie, und sie kommt aus Göteborg, Schweden, und sieht auf den Fotos so aus, als sei sie direkt aus den Frühsiebzigern in die Gegenwart geplumpst. Was musikalisch mit einem nach Wildleder und Fransen schmeckenden Sound noch einmal dick unterstrichen wird. Von einer Southern-Rock-Flockigkeit ist da zu hören und von kleinen Abstechern in den Prog-Rock, ohne dass dabei die Melodie je vernachlässigt würde, gesungen wird auf Schwedisch, und das alles könnte man mit Blick auf das Zeitenändern als lupenreine Rückverwandlung abbuchen – bis einem doch auffällt, dass im Vergleich zu den Frühsiebzigerbildern da schon etwas entscheidend anders ist. Kann man sogar durchzählen, den Wandel: Vier Musikerinnen nämlich finden sich bei Orkan und nur ein Musiker. Früher war das bestenfalls andersherum (Ackerstraße 169, 19 Uhr).

Und eine kleine Galerie an Instrumenten, die mit dem Exotenbonus ins Rennen gehen (auch wenn sie mittlerweile, alles a-changin’, doch öfters zu hören sind): Da wäre zum Beispiel die Sheng, ein Musikinstrument der traditio­nellen chinesischen Musik, zur Familie der Mundorgeln gehörend. Was mit ihr alles zu machen ist, ist am besten von dem in Berlin lebenden Musiker Wu Wei zu hören, ein Sheng-Virtuose, der am Freitag in der Heilig-Kreuz-Kirche mit Musikern der Lautten Compagney als Open Chamber Berlin auftritt, um improvisierend mit europäischer Barockmusik und traditioneller chinesischer Musik zu jonglieren (Zossener Str. 65, 20 Uhr, 15€).

Oder die Gimbri, eine im Maghreb verbreitete Laute mit dem Korpus in Kastenform (Bo Diddley hätte sie bestimmt gefallen). Der aus Chicago kommende Joshua Abrams spielt sie gern neben dem Bass, und dann bekommt die Musik seiner hübsch in der Mitte zwischen Steve Reich (das Soghafte der Minimal Music) und Tortoise (der Antrieb des Rock) spielenden Band Natural Information Society eine krautrock-psychedelische Note. Am Sonntag im Arkaoda Club zu hören (Karl-Marx-Platz 16-18, 21 Uhr).

Zum Schluss das Laute: Ein auf dem Metal-Amboss geschmiedeter Noise-Rock, der es mit ein paar Hardcore-Tricks sogar schafft, ins Tanzen zu kommen. Headbangen geht sowieso. Eine Einladung zu Lärm und Katharsis von den Whores, einem Trio aus Atlanta, Georgia, am Freitag im Musik & Frieden (Falckensteinstr. 48, 19.30 Uhr, VVK: 15€).

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