Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Es war zuerst eine Verunsicherung. Weswegen dieses „Sweetheart of the Rodeo“ im großen Geschichtenbuch der Popmusik ja eine Wende markiert, weil auf dem Album – es wurde vor 50 Jahren, im Sommer 1968 veröffentlicht – erstmals eine anerkannte Größe des Geschäfts, nämlich die Byrds, ihrer langhaarigen Klientel musikalisch mitteilte, dass Country gar nicht des Teufels sei und unbedingter Hort der Reaktion. Was man bis dahin im Kreise der Langhaarigen gesichert zu wissen meinte. Seit den Byrds und „Sweetheart of the Rodeo“ aber kam Bewegung in diese Angelegenheit, plötzlich war selbst Countryrock eine plausible Möglichkeit. Die schwuppdiwupp 50 Jahre später weiterhin ausgespielt werden kann. Was die Cordovas auch tun, eine Band aus Nashville, die getreulich die vielen vom „Sweetheart“-Album ausgehenden Wege, die dann etwa die Allman Brothers Band, Crosby, Stills, Nash & Young oder Little Feat eingeschlagen haben, verfolgt. Glanz und Gloria der amerikanischen Rockmusik. Kann man retro nennen oder eben Geschichtsbewusstsein, jedenfalls schneiden die Cordovas streng musikalisch im Vergleich zu den genannten Bezugsgrößen nicht unbedingt schlechter ab. Heute am Donnerstag spielen sie im Privatclub (Skalitzer Str. 85–86, 20 Uhr, 14,50 €).
Am Samstag die Prominenz: Bei Down by the River im ://about blank ist das Festival selbst der Star (siehe „Munterer Eklektizismus“ weiter vorn), in der Waldbühne spielt Nick Cave (das Konzert ist selbstredend ausverkauft), im Admiralspalast (Friedrichstr. 101, 20 Uhr) gibt der mittlerweile 90-jährige Easy-Listening-Gott Burt Bacharach sein erstes Deutschlandkonzert überhaupt (also gut, zur Erinnerung ein paar seiner Songs: „What’s New Pussycat?“, „Walk On By“, „Raindrops Keep Fallin’ on My Head“…), und ins Wild at Heart kommt Richie Ramone. Der trommelte von 1983 bis 1987 bei den Ramones, war später mal mit der auf der „West Side Story“ basierenden „Suite for Drums and Orchestra“ im klassischen Feld tätig, im Konzert darf man von ihm doch den auf Zack gebrachten Punkrock erwarten, in dem sich alle Ramones-Fans gut zurechtfinden sollten (Wiener Str. 20, 22 Uhr, 15 €).
Und noch einmal Americana-Musik, die bei der von den Stimmen von Manon Kahle und Lucia Cadotsch angeführten Berliner Band Yellow Bird aber überhaupt nichts Breitbeiniges hat in ihren glühwürmchengleichen Melodien. Traumverloren, irrlichternd. Country, Folk und mehr, immer respektvoll die Traditionen sortierend und dabei ganz und gar nicht retro, am Dienstag im Quasimodo (Kantstr. 12a, 22. 30 Uhr, 20 €).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen